Stimme von "Kolonisten" lässt Argentinien nicht gelten

London. Über 30 Jahre nach Ende des Krieges um die Falkland-Inseln fliegen zwischen London und Buenos Aires wieder die diplomatischen Fetzen um die kleine Inselgruppe im Südatlantik. Argentinien ist nicht bereit, das für heute erwartete Ergebnis einer zweitägigen Volksabstimmung über die Zukunft der Inseln anzuerkennen

London. Über 30 Jahre nach Ende des Krieges um die Falkland-Inseln fliegen zwischen London und Buenos Aires wieder die diplomatischen Fetzen um die kleine Inselgruppe im Südatlantik. Argentinien ist nicht bereit, das für heute erwartete Ergebnis einer zweitägigen Volksabstimmung über die Zukunft der Inseln anzuerkennen. Für London ist der Volksentscheid der 1672 wahlberechtigten Bewohner der Inseln, die sich stark mit London verbunden fühlen, dagegen ein Beweis für das Selbstbestimmungsrecht auch kleiner Nationen. Buenos Aires sieht es als Demonstration von "Kolonisten", die nichts an der Forderung ändert, die Malvinas, wie man in Argentinien sagt, zurückzuerhalten. Verhandelt würde nur mit der britischen Regierung, nicht mit den Bewohnern.Die argentinische Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner erinnerte Anfang des Jahres in einem offenen Brief an eine UN-Resolution aus dem Jahre 1965, die "Verhandlungen zu einer Lösung" des Disputs zwischen beiden Kontrahenten fordert. Kirchner sieht die britische Herrschaft über die Falkland-Inseln als Relikt "eines krassen Kolonialismus des 19. Jahrhunderts". Argentinien habe nach der Unabhängigkeit die Malvinas von der spanischen Krone geerbt. Am 3. Januar 1833 hätten britische Kriegsschiffe die rechtmäßige Insel-Regierung vertrieben und die 14 000 Kilometer von London entfernten Falklands zur britischen Kolonie gemacht.

Das Londoner Außenministerium beruft sich dagegen auf das Selbstbestimmungsrecht der Insulaner, die sich wiederholt mit überwältigender Mehrheit zum Verbleib bei der britischen Krone ausgesprochen hätten. Auch historisch gesehen seien die argentinischen Ansprüche recht dubios. Tatsächlich zeigten die Briten hier 1765 zum ersten Mal Flagge, kümmerten sich aber nicht wirklich um den Flecken. Argentinien errichtete dann nach seiner Unabhängigkeit eine kleine Garnison, deren Befehlshaber aber 1832 von den eigenen Leuten ermordet wurde. In dem Machtvakuum erhärtete ein Geschwader der "Royal Navy" 1833 das britische Besitzrecht. Es wurde in mehreren Verträgen später von argentinischen Revolutionsregierungen anerkannt. Seit Ende des 19. Jahrhunderts pocht Buenos Aires jedoch wieder auf die Souveränität über die Malvinas.

Die vermuteten reichen Öl-und Erdgaslager in den Küstengewässern vor den Falklands/Malvinas machen den Besitz der Inseln heute auch wirtschaftlich attraktiv. Der argentinische Anspruch auf die Souveränität wird von fast allen lateinamerikanischen Staaten unterstützt. Frachter mit der Falkland-Flagge dürfen dort zum Beispiel keine Häfen anlaufen und Kreuzfahrtschiffe, die die Falkland Inseln besuchen wollen, werden behindert.

Vor 31 Jahren versuchte die argentinische Junta unter General Galtieri, die Inseln zurückzuerobern. Die damalige Premierministerin Margret Thatcher entsandte in einer Welle britischen Patriotismus' Kriegsschiffe und Truppen und befreite die Inseln nach 74 Tagen. Bei den Kämpfen fielen über 900 britische und argentinische Soldaten.

Schon Thatcher retteten die Falklands einst aus einer tiefen Popularitätskrise. Angesichts der Kritik, der Staatspräsidentin Kirchner und Premierminister David Cameron derzeit bei ihren Wählern ausgesetzt sind, werden die Falklands wieder ein Faktor der Imagepflege.

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