Sport-Sponsoring istlohnend und hoch riskant

Düsseldorf. Sommer 2006: In ganz Deutschland feiern die Menschen. Vier Wochen lang schauen sich Millionen die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft gemeinsam an, liegen sich nach Siegen in den Armen und trocknen gemeinsam die Tränen, wenn das eigene Team verloren hat. Ein wahres "Sommermärchen", nicht nur für die Fans, sondern auch für die Sponsoren

Düsseldorf. Sommer 2006: In ganz Deutschland feiern die Menschen. Vier Wochen lang schauen sich Millionen die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft gemeinsam an, liegen sich nach Siegen in den Armen und trocknen gemeinsam die Tränen, wenn das eigene Team verloren hat. Ein wahres "Sommermärchen", nicht nur für die Fans, sondern auch für die Sponsoren. Denn via Fernsehen werden die Bilder der fröhlichen Party weltweit in die Wohnzimmer transportiert - die Logos der Werbepartner stets im Hintergrund.Und 2008? Mit den Olympischen Spielen in Peking steht wieder ein weltumspannendes sportliches Großereignis an. Angesichts der jüngsten Gewalt in Tibet hat das Bild der friedlichen und völkerverbindenden Wettkämpfe aber tiefe Kratzer bekommen. Auf einmal müssen sich nicht nur Sportler rechtfertigen, warum sie in die Volksrepublik reisen, auch die Sponsoren werden an den Pranger gestellt. Die Unternehmen sind in einer schwierigen Position. Beispiel Adidas: Der fränkische Sportkonzern kleidet die 100000 Helfer der Spiele mit seinen Trainingsanzügen ein. Einfach zurückziehen kann sich Adidas nicht, denn das wäre wirtschaftlicher Selbstmord: China ist der Wachstumsmarkt schlechthin. "Man sollte von Sponsoren nicht erwarten, dass sie politische Probleme lösen können", lässt der Konzern verlauten. Neben Adidas sind mit VW und der Bahn-Tochter Schenker zwei weitere deutsche Firmen Sponsoren der Spiele. Hinzu kommt: Viele Konzerne haben langfristige Verträge mit dem Internationalen Olympischen Komitee abgeschlossen. So hat sich der französische IT-Dienstleister Atos Origin verpflichtet, die olympischen Rechenzentren über zehn Jahre hinweg zu betreiben. Ein Boykott kommt deshalb nicht infrage. Unternehmen, die Millionen in den Sport stecken, müssen mit einem großen Risiko leben. Das hat sich zuletzt vor allem im Radsport und in der Leichtathletik gezeigt. Die zahllosen Dopingfälle dort haben auch die Geldgeber in ein schlechtes Licht gerückt. Deshalb hat vergangenes Jahr die Deutsche Telekom ihr Rad-Team aufgegeben. Trotz dieser Gefahren wächst das Sportsponsoring seit Jahren. Rund ein Fünftel der Kommunikationsetats in Deutschland wandern inzwischen in die Kassen von Sportvereinen, von Verbänden oder den Ausrichtern von Turnieren - deutlich mehr als in die Kultur.Warum das so ist? Nirgendwo sonst lassen sich Millionen Menschen so einfach erreichen. Dazu kommt, dass der Sport immer mit Gefühlen verbunden ist und selbst kühle Manager auf der Tribüne auftauen. So nutzen Sponsoren die Sportveranstaltungen, um ihre Top-Kunden einzuladen. Oft dürfen auch Mitarbeiter in die Arenen, um sie für besondere Leistungen zu belohnen.In den meisten Fällen lohnt sich das Sportsponsoring. In diesem Jahr könnte der Schuss aber nach hinten losgehen. Was, wenn die negative Berichterstattung über China anhält, wenn die Unterstützer der Pekinger Spiele auf einmal als Handlanger der chinesischen Regierung gelten? Dann bleibt den Sponsoren nur Schadensbegrenzung und glaubwürdiges Auftreten. Adidas ist sich dessen bewusst und betont, dass der Konzern ständig daran arbeite, die Arbeitsbedingungen bei den chinesischen Lieferanten zu verbessern. Die Botschaft dahinter: "Wir tun, was in unserer Macht steht." Joachim Hofer ist Redakteur der in Düsseldorf erscheinenden Zeitung "Handelsblatt".

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