Spannung bleibt ein Traum

Mats Hummels ist ein Träumer. Er ist bereits Fußball-Weltmeister, hat mit Borussia Dortmund zwei Deutsche Meisterschaften und das Double gewonnen - dennoch träumt er weiter von Titeln, von Pokalen, von Meisterschalen. Vor allem vom Henkelpott, vom Champions-League-Pokal. Er ist einer der Gründe, warum der 27-Jährige zum FC Bayern wechselt. Außerdem hat München mehr Glamour als Dortmund.

Die Transfermarkt-Experten schätzen die Ablöse, die Bayern zahlt, auf 38 Millionen Euro. Dazu kommt ein Jahresgehalt über geschätzte elf Millionen Euro. Das ist natürlich traumhaft viel Geld, doch um seinen Kontostand geht es Hummels eher nicht. Er träumt neben den Pokalen von der Genugtuung. Er ist gebürtiger Münchner, der FCB sein Heimatverein, Frau und Freunde kommen aus der bayrischen Landeshauptstadt. Einst schaffte er es beim FCB nicht, wechselte 2008 nach Dortmund. Jetzt kommt er als Kapitän des Tabellenzweiten zurück. Daher ist sein Wechsel nur schwer mit denen von Mario Götze (2013) und Robert Lewandowski (2014) zu vergleichen, die Bayern dem Hauptkonkurrenten wegnahm.

Für viele Fans sind Hummels Motive eh nur Nebensache. Denn das Ergebnis bleibt das Gleiche: Wieder ist eine vermeintliche Identifikationsfigur gestürzt, wieder hat der FC Bayern Dortmund geschwächt. Und damit der Spannung in der kommenden Saison den Stecker gezogen.

Wobei dieser Wechsel nur ein Pinselstrich für eine Liga ist, die ihr Gesamtbild stark verändert hat. Der FC Bayern ist enteilt, hat dank des Erfolges Topsponsoren, Champions-League-Einnahmen, ein eigenes Stadion, ein dickes Festgeldkonto, vier Meisterschaften in Folge - Fortsetzung folgt. Dadurch geht die Schere zwischen Arm und Reich in der Liga weiter auseinander. Viele Vereine gehen sogar ernsthaft dazu über, ihre besten Spieler gegen die Bayern zu schonen. Bringt ja eh nichts. Dazu kommen die neureichen Vereine wie RB Leipzig oder die TSG Hoffenheim , die langsam aber stetig die Traditionsvereine teils bis in Liga vier verdrängen, weil diese eher auf Vereinsstrukturen setzen als auf ausgegliederte Profiabteilungen und fremdes Geld. Auch auf Druck der Mitglieder, die sich wie in Stuttgart oder Schalke teilweise militant an alte Strukturen klammern. Die Stellschrauben für eine Veränderung zugunsten der Ausgeglichenheit zu finden, ist schwierig. Die Liga wie in England für Großinvestoren öffnen? Bayern und Dortmund in eine Super-Europaliga auslagern? Ein Draft-System wie im American Football, bei dem alle Vereine reihum die Chance auf junge Top-Talente haben? Alles nur Gedankenspiele. Daher können Fans von einer spannenden Liga derzeit nur träumen. Wie Hummels vom Henkelpott.

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