Seehofers Planspiele

Horst Seehofer hält sich für einen gewieften Taktiker. Insbesondere wenn es darum geht, die CSU für die "Nach-Seehofer-Ära" personell aufzustellen. Immer wieder hat der Parteichef potenzielle Nachfolgekandidaten aufgebaut, fallen gelassen, gegeneinander ausgespielt. Am Ende blieb nur einer übrig: der hartnäckige Markus Söder , Finanz- und Heimatminister und längst Gegenspieler Seehofers.

Die CSU müsse nach der Bundestagswahl in Berlin mit dem Parteichef und starkem Personal vertreten sein - diese Aussage des CSU-Chefs vom Wochenende ist also zuallererst eine Spitze gegen Söder. Gewieft ist das in Wahrheit nicht, sondern sehr durchschaubar. Die Worte des selbst ernannten "Liberos" - im Fußball ist die Position längst abgeschafft - lassen nicht nur viel Raum für Interpretationen, was Seehofers eigene politische Zukunft angeht. Zugleich erhöht er den Druck auf Söder, der seit Jahren betont, nicht nach Berlin wechseln zu wollen.

Es sind die üblichen Seehofer-Spielchen, mit denen er Debatten befeuert und seine Leute in die Bredouille bringt. Dabei hält sich in Berlin längst beharrlich das Gerücht, dass es bereits einen Deal geben könnte: Söder, der im innerparteilichen Kräftemessen deutlich zugelegt hat, wird nach der Bundestagswahl Ministerpräsident, Seehofer wechselt in ein mögliches neues Merkel-Kabinett. Dann bliebe er Parteivorsitzender und könnte der CDU diktieren, was geht und was nicht. Mit einem klaren Ziel: dass bei der bayerischen Landtagswahl im Herbst 2018 im Bund nichts schiefgeht. Zumindest nichts, was der AfD in Bayern weiteren Zuspruch bringen könnte. Denn darum geht es. Die CSU muss ihr Alleinstellungsmerkmal verteidigen, die einzige Regionalpartei mit bundespolitischem Anspruch zu sein. Dafür braucht sie weiterhin die absolute Mehrheit im Freistaat. Erstarkt aber ausgerechnet rechts von ihr eine Partei, ist diese Mehrheit extrem in Gefahr.

Seehofers Äußerungen richten sich aber auch gegen die drei derzeitigen christsozialen Minister Gerd Müller , Christian Schmidt und Alexander Dobrindt . Dass ihr Parteichef nur noch die Besten nach Berlin schicken will, können sie getrost als Tiefschlag werten. Offenkundig ist ihre Performance in München nicht mehr sonderlich gelitten, genauso wenig wie das Wirken von Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt .

Im Visier hat Seehofer selbstverständlich auch Angela Merkel. Bei ihrem Auftritt vor der Jungen Union hat die Kanzlerin zwar härtere Töne in der Flüchtlingspolitik angeschlagen, um eine Meuterei des Parteinachwuchses zu verhindern. Mit der CSU steht diese Art der Versöhnung jedoch noch aus. Angesichts des heftigen Streits um eine Obergrenze für Flüchtlinge und Seehofers Drohgebärden ist eine Verständigung freilich kaum möglich - und aus bayerischer Sicht auch nicht gewollt.

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