Schwäbisch denken

Meinung · Das Saarland hat zu wenig Unternehmer. Diese Erkenntnis, den uns die Bertelsmann-Stifung im aktuellen Länder-Vergleich noch einmal deutlich vor Augen geführt hat, ist nicht neu. Schon vor zehn Jahren fehlten im Saarland im Bundesvergleich 6000 Selbstständige

Das Saarland hat zu wenig Unternehmer. Diese Erkenntnis, den uns die Bertelsmann-Stifung im aktuellen Länder-Vergleich noch einmal deutlich vor Augen geführt hat, ist nicht neu. Schon vor zehn Jahren fehlten im Saarland im Bundesvergleich 6000 Selbstständige.Schon damals hat die saarländische Regierung das Problem erkannt und versucht, mehr Saarländer zu einer Unternehmensgründung zu motivieren. Ob "Business Angels", "Saarland Offensive für Gründer" oder Existenzgründer im Marketing-Club, es gibt viele Initiativen, die heute Hilfestellung bei Gründungen geben. Eine Gründer-Messe informiert über Wege und Stolpersteine. Und auch finanzielle Hilfen stehen den Gründern zur Verfügung.Lauter gute Ansätze. Und doch ist die Selbstständigenlücke heute noch größer als vor zehn Jahren. Das ist auf der einen Seite der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet: In Aufschwungphasen steigt die Zahl der Arbeitnehmer an und die Gründungsneigung geht tendenziell zurück. Fakt ist aber: Das Saarland hat sich in den vergangenen Jahren nur parallel zum Bundesdurchschnitt entwickelt. Um wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben, muss es allerdings den Durchschnitt übertreffen. Dafür jedoch müssen Regierung und Wirtschaft eine langfristige Aufgabe angehen: Sie müssen einen Mentalitätswandel bei der Bevölkerung erreichen. Denn die meisten Saarländer stehen historisch bedingt einer Selbstständigkeit kritisch gegenüber. In einem Land, in dem die meisten bisher eher "geschafft" haben, als eigene Ideen in die Tat umzusetzen, ist es schwierig, echte Gründer aus der Reserve zu locken.Genaugenommen müssten Saarländer ein wenig wie Schwaben werden. Zumindest was deren Bereitschaft zu Unternehmensgründungen betrifft. Dafür reicht es aber nicht, erst bei potenziellen Gründern anzusetzen. Vielmehr sollte bereits in der Schule gelehrt werden, wie Wirtschaft funktioniert - und dass sie für den Bestand der Gesellschaft wichtig ist. Wer Unternehmer nur als Kapitalisten ansieht, wird kaum Lust auf eine Gründung verspüren. Wer sich aber in Planspielen schon einmal mit dem komplexen Thema Wirtschaft auseinandergesetzt hat, bekommt eher eine realistische Sicht auf eine mögliche eigene Selbstständigkeit. Natürlich soll das nicht heißen, dass jeder später auf Teufel komm raus ein Unternehmen gründen soll. Nur eine gute Idee kann auch die Basis einer langfristig erfolgreichen Gründung sein. Doch Ideen gibt es mehr als genug. Jetzt gilt es, die Motivation zu erzeugen. Und das so früh wie möglich.

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