Schöngeist mit Faible für Zahlen und Geld

Lima · Noch vor zwei Monaten wäre es kaum vorstellbar gewesen, dass der Mann mit dem komplizierten Nachnamen jemals der Präsident von Peru würde. Pedro Pablo Kuczynski lag in den Umfragen abgeschlagen zurück. Aber dann kassierte das Wahlgericht zwei aussichtsreiche Kandidaturen und plötzlich war der 77 Jahre alte Schöngeist mit einem Faible für Zahlen und Geld der Bewerber, hinter dem sich jener Teil des Landes versammelte, der unter allen Umständen Keiko Fujimori als neues Staatsoberhaupt verhindern wollte.

PPK, wie man ihn in dem Andenstaat der Einfachheit halber nennt, wird mit dem Makel regieren müssen, dass er ein Protestkandidat ist. Die meisten Peruaner haben nicht ihn gewählt, sondern wollten verhindern, dass die Tochter von Alberto Fujimori das Land künftig regiert. Rechts und links, Intellektuelle, Unternehmer und breite Teile der Mitteschicht haben sich hinter den Mann gestellt, dessen Karriere ein bisschen was von einem Hollywood-Film hat und der die Hälfte seines Lebens nicht in Südamerika, sondern in New York und Washington zugebracht hat. Noch heute hat man den Eindruck, PPK fühlt sich in Englisch wohler als in Spanisch, wenn er spricht.

Kuczynski ist der Sohn des deutschen Bakteriologen Max Kuczynski, der nach der Machtergreifung der Nazis nach Peru floh, dort im Amazonas forschte und Leprakranke behandelte. Seine Mutter war Madeleine Godard, Tante des französisch-schweizerischen Filmemachers Jean-Luc Godard .

Der künftige Präsident wuchs zwischen dem Amazonas und den teuersten Schulen in der Hauptstadt Lima auf, machte Abitur in England, ging von dort in die Schweiz und studierte dann zunächst Komposition und Querflöte. Noch heute spielt Kuczynski das Instrument mit großer Virtuosität. Es folgten Studien der Philosophie und Wirtschaft auf den besten Unis der USA und Englands. Immer wieder wechselte PPK zwischen Politik und Wirtschaft genauso wie zwischen Peru und den USA. Er war daheim Ministerpräsident, Bergbauminister, Zentralbankchef, arbeitete aber auch für die Weltbank als Experte für Investitionen in Lateinamerika. Später war er Banker an der Wall Street. Bei all seinen Jobs blieb er seiner marktliberalen Gesinnung treu. Wenig Intervention des Staates, sehr viel Freiheit für Wirtschaft und Großunternehmen - das sind seine Überzeugungen.

"Ich bin kein Politiker, sondern ein Ökonom, der was für sein Land tun will", sagte er auf den Wahlveranstaltungen. "Wir sind gut vorbereitet, wir werden nicht den Handwerkskasten öffnen müssen, um das Werkzeug zu suchen", betonte er stets.

Der Hälfte des Landes jedoch bleibt der neue Präsident fremd. Über 45 Prozent der Peruaner gehören der Ethnien der Quechua und Aymara an. Und für diese Peruaner ist der neue Präsident nur ein Vertreter der weißen Elite in der fernen Hauptstadt Lima . Man kann sich Kuczynski nur schwer in einem Poncho im Dialog mit den Indigenen vorstellen. Eine der großen Herausforderungen seiner Präsidentschaft wird es sein, auch auf diesen Teil der Peruaner zuzugehen, bei denen der Fujimori-Clan immer sehr viele Anhänger hatte.

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