Scheichs schützen Daimler vor feindlicher Übernahme

Stuttgart. Hand in Hand mit einem reichen arabischen Geldgeber will Daimler-Chef Dieter Zetsche den steinigen Weg aus der dramatischen Autokrise antreten. Die zwei Milliarden Euro für 9,1 Prozent der Anteile an dem Premium-Hersteller sind bereits aus dem Nahen Osten in die Kasse des schwäbischen Autobauers geflossen

Stuttgart. Hand in Hand mit einem reichen arabischen Geldgeber will Daimler-Chef Dieter Zetsche den steinigen Weg aus der dramatischen Autokrise antreten. Die zwei Milliarden Euro für 9,1 Prozent der Anteile an dem Premium-Hersteller sind bereits aus dem Nahen Osten in die Kasse des schwäbischen Autobauers geflossen. Der Einstieg des Staatsfonds aus Abu Dhabi löst zwar längst nicht alle drängenden Probleme, die Zetsche derzeit quälen. Aber das Engagement des Golfstaates ist ein erster Lichtblick.Daimler habe endlich einen langfristig interessierten Schlüsselinvestor gefunden und könne trotz der Autokrise intensiv in Zukunftstechnologien investieren, schwärmte Zetsche gestern in Stuttgart. Der Chef der staatlich kontrollierten Investmentgesellschaft Aabar, Khadem Al Qubaisi, versichert, Daimler könne sich auf seinen neuen Partner verlassen. "Das ist eine langfristige Investition. Wahrscheinlich so lange, wie es Abu Dhabi gibt." Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer glaubt, Daimler habe einen "strategischen Investor gefunden, der ähnlich wie eine Familie Piëch oder eine andere Familie dem Unternehmen langfristig die Treue hält".Das frische Kapital sollte Daimler nach Ansicht des Autoexperten Willi Diez in Zukunftstechnologien, vor allem in neue Antriebstechnik, stecken. Dabei geht es um die Optimierung von Verbrennungsmotoren bis hin zum Elektroauto. Zetsche kündigte denn auch an, sein Lieblingsprojekt Elektroauto weiter voranzutreiben - schon bald könnte es eine Testflotte am Golf geben. Trotz solcher Projekte mit dem neuen Partner ist eine engere Zusammenarbeit mit dem Münchener Konkurrenten BMW nicht vom Tisch. Zetsche sagt, es sei denkbar, sich mit dem neuen Großaktionär bei "einem Dritten zu engagieren", wenn es in die Strategie passe.Der Daimler-Chef muss sich darauf einstellen, dass die selbstbewussten Scheichs künftig ein Wörtchen mitreden wollen. Er wolle monatlich oder alle drei Monate Kontakt mit der Führungsriege aufnehmen und über Projekte und Pläne sprechen, kündigt Khadem Al Qubaisi an. Ein technologischer Beitrag der Araber lässt sich am ehesten bei der Entwicklung von leichten Verbundwerkstoffen vorstellen. Die auf petrochemischer Basis hergestellten leichten Zukunftsmaterialien sollen den heute verbauten schweren Stahl nach und nach ablösen, um Sprit und später Strom zu sparen. In die Führung will sich der Aabar-Manager aber nicht einmischen. Die neue Macht vom Golf, die gemeinsam mit dem bisherigen Großaktionär Kuwait 16 Prozent der Anteile hält, bedeutet für Daimler Schutz vor feindlichen Übernahmen, vor allem durch Hedge-Fonds. Schließlich gilt Daimler an der Börse als unterbewertet, war zwischenzeitlich weniger als 20 Milliarden Euro wert. Gerüchte über ein Engagement beispielsweise des schwedischen Finanzinvestors Cevian Capital machten die Runde. Autoexperten brachten immer wieder Kuwait als potenziellen Investor ins Spiel. Auch das Daimler-Management heizte die Diskussion kräftig an. Der Staatsfonds habe sich lange umgesehen und sich dann für Daimler entschieden, sagt Khadem Al Qubaisi. "Mir gefällt eben Mercedes." Offenbar so gut, dass die Araber sogar darüber nachdenken, ihren Anteil an Daimler in Zukunft noch auszubauen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort