Saarbrückens teure Zukunft

Meinung · Es gibt keinen Plan B, deswegen muss Plan A funktionieren." Mit diesem Lebensmotto ist Triathlet Jan Frodeno gerade Olympiasieger geworden. Ein gutes Motto, Erfolg versprechend

Es gibt keinen Plan B, deswegen muss Plan A funktionieren." Mit diesem Lebensmotto ist Triathlet Jan Frodeno gerade Olympiasieger geworden. Ein gutes Motto, Erfolg versprechend. Aber taugt es auch für die Stadtplanung? Diese Frage müssen wir uns jetzt stellen, denn gestern hat Saarbrückens Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer erklärt, dass das Projekt Stadtmitte am Fluss in jedem Fall wie geplant umgesetzt werden soll. Selbst dann, wenn keine Zuschüsse der Europäischen Union oder des Bundes fließen sollten. Ein klares Bekenntnis zu einem großen Vorhaben. Aber auch ein mutiges Wort.Wie ist Plan A umzusetzen ohne Fördergeld? Man müsste die Finanzierung strecken, was mehr Zeit kostet. Und damit auch mehr Geld. Dabei kostet Plan A schon jetzt 300 Millionen Euro, und seine Umsetzung wird erst 2016 vollendet sein. Saarbrückens neue Stadtmitte am Fluss wird bisher mit eigenem und fremdem Geld geplant. Zuschüsse der Europäischen Union und des Bundes sind fester Bestandteil der Finanzberechnung, aber noch nicht zugesagt. Im November wird der Großprojektantrag an die EU gestellt. Die mögliche Fördersumme macht ein Sechstel des benötigen Geldes aus. 50 Millionen erhofft man sich von der EU und 60 Millionen vom Bund. Die restlichen 190 Millionen müssten sich dann Stadt und Land teilen. Das ist auch auf einige Jahre verteilt noch immer eine gewaltige Summe. Die sich ohne Fördergeld auf je 150 Millionen Euro erhöhen könnte. Dann also, wenn Stadt und Land das Projekt alleine stemmen müssten.Doch von den finanziellen Planspielen zurück in die Planungsrealität: Die hat sich seit dem Amtsantritt von Wandel-Hoefer entscheidend verbessert. Stadtmitte am Fluss wird professionell vorbereitet. Dazu zählen größtmögliche Transparenz und Bürgerbeteiligung. Mehr als 200 Saarbrücker reden bei der Gestaltung der neuen Stadtmitte am Fluss mit. Das letzte Wort aber wird der Saarbrücker Stadtrat haben. Bis jetzt herrscht dort Einigkeit darüber, dass Saarbrücken das Projekt braucht. Reichen wird diese Übereinkunft in jedem Fall bis November. Dann müssen Finanzierungszusagen vom Bund und vom Land vorliegen, damit der Großprojektantrag an die Europäische Union gestellt werden kann. Das wird die Nagelprobe. Solange man noch nicht zahlen muss, ist es nicht schwer, sich zu einem Projekt zu bekennen. Fließen Zuschüsse jedoch nicht, brauchen die vier derzeitigen Saarbrücker Stadtratsfraktionen viel Standfestigkeit und Mut, um das so wichtige Projekt unbeschadet durch den Wahlkampf zu bringen.

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