Russische Image-Politur in Südamerika

Moskau · In Moskau macht ein Witz die Runde. Präsident Putin, heißt es, habe abgestritten, dass in Brasilien die russische Fußball-Nationalmannschaft gespielt hätte.

Solche Trikots könne ja schließlich jeder kaufen - eine Anspielung auf Putins Dementi des Einsatzes russischer Truppen auf der Krim.

Wenn an diesem Sonntag in Rio de Janeiro der Schlusspfiff im Finale ertönt, beginnt der Countdown für die WM 2018 in Russland . Präsident Putin will seine Südamerika-Reise auch nutzen, um neue Verbündete für sein international isoliertes Land zu suchen. Daheim in Moskau begann das Parlament bereits, Gesetze nach den Vorstellungen der Fifa umzuschreiben.

Das russische Team hat bei der Weltmeisterschaft auf ganzer Linie enttäuscht, und manch ein Fan flüchtet sich angesichts des Ausscheidens in der Vorrunde dieser Tage in den Gedanken, dass eine mögliche Achtelfinal-Begegnung mit Deutschland zu einem ähnlichen Debakel geführt hätte, wie es jetzt Gastgeber Brasilien mit seiner 1:7-Niederlage erleben musste. In vier Jahren soll alles besser werden: 2018 nämlich ist Russland erstmals selbst Gastgeber des Fußballturniers. Wladimir Putin reiste bereits am Freitag nach Südamerika , wo sein Besuchsprogramm neben Brasilien auch Argentinien und Kuba umfasst. Putin kann sich hier auf eine herzlichere Aufnahme als in Europa einstellen. Alle drei Länder sind an guten Beziehungen zu Russland interessiert. Als die UN-Vollversammlung im März eine Resolution zur territorialen Integrität der Ukraine verabschiedete, enthielten sich Brasilien und Argentinien, Kuba lehnte die Resolution als eines von weltweit elf Ländern ab. Neben Großmacht China gilt auch der lateinamerikanische Kontinent als wichtiger Baustein in Putins Strategie, der Isolation durch den Westen neue Bündnisse entgegenzusetzen.

Höhepunkt von Putins Besuchsreise wird die feierliche Übergabe des Rechts zur Austragung der Fußball-WM von Brasilien an Russland sein. In welcher Form die Zeremonie stattfindet, ist bislang noch nicht bekannt. Doch am Rande des WM-Finales gilt auch ein Treffen zwischen Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ebenfalls nach Brasilien reist, als nicht ausgeschlossen. Putin könnte so in Südamerika die Bilder bekommen, die ihm im bei der Winterolympiade in Sotschi noch verwehrt blieben: Bei einem sportlichen Großereignis Seite an Seite mit westlichen Staatsoberhäuptern.

Fußballfans stellte Wladimir Putin anlässlich der WM 2018 großzügig Reiseerleichterungen in Aussicht. Russlands Präsident versprach, für Kartenbesitzer eine visafreie Einreise zu ermöglichen. Daheim in Moskau begann das Parlament unterdessen im Juli bereits, die russische Gesetzgebung auf die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 auszurichten. Während einerseits trotz heftiger Kritik allen Fernsehsendern, die sich über Gebühren von Zuschauern finanzieren, Werbung untersagt wurde - ein Schritt, der als existenzielle Bedrohung für praktisch alle unabhängigen Kabelprogramme gilt - fügte die Staatsduma in das Gesetz "Über Reklame" gleichzeitig eine weitere Änderung ein, die zuvor untersagte Bierwerbung während Sportübertragungen wieder erlaubt. Der Schritt wird als Zugeständnis an den amerikanischen Brauereikonzern Anheuser-Busch, einen der wichtigsten Sponsoren des Fußball-Weltverbandes Fifa, gewertet.

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