Romneys Reichtum wird zur Last im US-Wahlkampf

Washington. Amerikaner bewundern in der Regel Landsleute, die es "geschafft" haben. Statt ihnen den Erfolg zu neiden, hofft jeder, der Nächste zu sein, für den sich der "amerikanische Traum" erfüllt. So gesehen müsste es kein Nachteil sein, dass Mitt Romney einer der wohlhabendsten Männer in der US-Geschichte ist, der ins Weiße Haus will

Washington. Amerikaner bewundern in der Regel Landsleute, die es "geschafft" haben. Statt ihnen den Erfolg zu neiden, hofft jeder, der Nächste zu sein, für den sich der "amerikanische Traum" erfüllt. So gesehen müsste es kein Nachteil sein, dass Mitt Romney einer der wohlhabendsten Männer in der US-Geschichte ist, der ins Weiße Haus will. Dass sein Reichtum immer mehr zum Problem wird, verdankt er seinen republikanischen Konkurrenten um die Präsidentschafts-Nominierung und sich selbst.Es fängt damit an, dass Romney versucht, seine privilegierte Herkunft als Sohn eines ehemaligen Gouverneurs von Michigan zu verbergen. Statt seines vornehmen Vornamens Willard wählte er für seine politische Karriere eine Abkürzung seines Zweitnamens "Mittens" als Rufname.

Als Präsidentschafts-Kandidat versucht Mitt Romney, sich das Image des kompetenten Wirtschaftskapitäns zu geben, der an der Spitze des Investmenthauses "Bain Capital" 120 000 Arbeitsplätze geschaffen habe. Eine Einladung an seine Konkurrenten, dieser Behauptung auf den Grund zu gehen. Sein derzeit schärfster Konkurrent Newt Gingrich machte in South Carolina, wo an diesem Samstag Vorwahlen sind, zum Thema, wie Romney zu seinem Reichtum gelangte. Eine finanzstarke private Initiative, die Gingrich unterstützt, griff den Favoriten um die Nominierung in einem 30-Minuten-Film frontal an. In dem polemischen Streifen (www.kingofbain.com) wird Romney als "Plünderer" präsentiert, "der den Traum von tausenden Amerikanern und deren Familien zerstört hat". Ein Kapitalist, der sich im Rahmen der Gesetze, aber außerhalb der Moral bewegt habe. Rick Perry nannte Romney einen "Finanz-Geier", der sich an notleidenden Firmen gesundgestoßen habe, während er Arbeiter auf die Straße setzte.

Romney findet es "bloß traurig, dass Republikaner das Geschäft Präsident Obamas betreiben". Kreative Zerstörung und Arbeitsplatzverlust gehöre nun einmal zum Kapitalismus. Unterm Strich habe er mehr Arbeitsplätze geschaffen als vernichtet. Das Thema wird die Öffentlichkeit noch lange beschäftigen.

Als mindestens so problematisch für Romney erweist sich die Geheimniskrämerei um sein Vermögen. Bisher hat er sich geweigert, seine Steuererklärungen offen zu legen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit in US-Wahlkämpfen. Unter dem Druck seiner Herausforderer erklärte er nur, seine Steuerrate liege etwa bei 15 Prozent - weil er vor allem Finanzeinkünfte habe. Damit zahlt der 250-Millionen-Dollar schwere Kandidat prozentual weniger Steuern als Bezieher von Jahreseinkommen zwischen 50- und 75 000 Dollar. Am meisten macht dem Kandidaten aber zu schaffen, wenn er vom Skript abweicht und Einblick in sein Denken gibt. Einmal sagte er, ein Rede-Honorare von mehr als 370 000 Dollar sei "nicht allzu viel". Dann bot er einem Konkurrenten eine 10 000-Dollar-Wette an. Dass seine Wahlkampfmanager ihm auf die Plakate ein stilisiertes "R" setzten, das an das Rolls-Royce-Logo erinnert, passt da ins Bild.

Beobachter befürchten, Willard Mittens Romney könne einfach nicht anders. Weshalb sein "Reichtums-Problem" ihm wie ein Mühlstein um den Hals hängen bleiben dürfte. Nicht nur im bettelarmen South Carolina.Foto: afp

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