Die Festnahme des früheren bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic hinterlässt bei der "Braunschweiger Zeitung" einen zwiespältigen Eindruck: Wir haben das gestern demonstriert: Wir wollen Mitglied der EU sein. Lapidarer kann man die Festnahme ... nich

Die Festnahme des früheren bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic hinterlässt bei der "Braunschweiger Zeitung" einen zwiespältigen Eindruck: Wir haben das gestern demonstriert: Wir wollen Mitglied der EU sein. Lapidarer kann man die Festnahme ... nicht kommentieren. Aber Serbiens Außenminister Vuk Jeremic hat das so gesagt

Die Festnahme des früheren bosnischen Serbenführers Radovan Karadzic hinterlässt bei der "Braunschweiger Zeitung" einen zwiespältigen Eindruck: Wir haben das gestern demonstriert: Wir wollen Mitglied der EU sein. Lapidarer kann man die Festnahme ... nicht kommentieren. Aber Serbiens Außenminister Vuk Jeremic hat das so gesagt. Diese Erfolgsmeldung der erst seit zwei Wochen amtierenden neuen serbischen Regierung klingt allerdings wie eine speichelleckende Vollzugsmeldung mit Blick auf Brüssel. Sie klingt nicht so, als ob dem eigenen Volk Gerechtigkeit widerfahren wird, sondern eher danach, dass ein Mann Europa geopfert wird. Auch der "Reutlinger General-Anzeiger" bleibt skeptisch: Nach dem "Frieden" von Dayton (1996) gab es mehr als einmal die Chance, den untergetauchten Kriegsverbrecher zu ergreifen. Es dürfte kein Zufall sein, dass Karadzic just zu einem Zeitpunkt gefasst wird, an dem Serbien in die EU will. Und die Frist für das UN-Tribunal droht abzulaufen. Mit einer baldigen Verurteilung ist nicht zu rechnen - und das wohl weniger deshalb, weil sich der Angeklagte selbst als "nicht schuldig im Sinne der Anklage" sieht. Die "Kölnische Rundschau" meint zu der Festnahme: Karadzic ist der erste, den es trifft. Ex-General Mladic, der andere Totengräber von Srebrenica, wird der nächste sein. Allerdings stellt sich doch sehr die Frage, ob mit der Überstellung zweier Schwerkrimineller bereits alle Hindernisse beiseite geräumt sind, die Serbien von den Europäern im Westen trennen. Dagegen breitet der Kommentator der "Lausitzer Rundschau" aus Cottbus die Arme weit aus: Wie seine Nachbarn Slowenien und Kroatien ist Serbien in Europa willkommen - ein Serbien, das nicht nach Vorherrschaft strebt, sondern als Gleicher unter Gleichen seine reiche Kultur und seine nationalen Besonderheiten einbringt. Ein Serbien, das mit dem pathologischen Größenwahn der Karadzics, Mladics und Milosevics endgültig gebrochen hat. Und auch die "Schweriner Volkszeitung" ist zuversichtlich: Karadzic wurde verhaftet, weil die neue, noch instabile Regierung Erfolge braucht. Erfolge sehen so aus, dass Europa Serbien unterstützt und weiter an sich heranführt. Noch ein bisschen durchhalten, und Serbien hat den Durchbruch geschafft.

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