Prinzessin Ilse hat das Zeug zur CSU-Chefin

Pfarrkirchen. Der Kreis der CSU-Thronanwärter ist um eine Prinzessin reicher: Mit der Wahl von Ilse Aigner (Foto: dpa) zur Chefin des Bezirksverbands Oberbayern haben sich die Kräfteverhältnisse in der CSU verschoben

Pfarrkirchen. Der Kreis der CSU-Thronanwärter ist um eine Prinzessin reicher: Mit der Wahl von Ilse Aigner (Foto: dpa) zur Chefin des Bezirksverbands Oberbayern haben sich die Kräfteverhältnisse in der CSU verschoben. Die 46-Jährige ist nach dem Sturz von Karl-Theodor zu Guttenberg die Sympathieträgerin Nummer eins in der Partei - und sogar manche ergrauten Granden können sich plötzlich eine Parteivorsitzende vorstellen. Die ehemalige "Miss Bundestag" erhielt am Wochenende beachtliche 98,2 Prozent. Und steht nun an der Spitze des größten und mächtigsten CSU-Bezirks, was vor allem bedeutet: Sie hat künftig bei allen Entscheidungen der Partei ein gewichtiges Wort mitzureden.Es gibt einige, die werden das gar nicht gut finden. Zu ihnen könnte die bayerische Sozialministerin Christine Haderthauer und Landesumweltminister Markus Söder gehören. Nach dem Abtritt von Guttenberg hatten sie sich verstärkt Hoffnungen auf Höheres machen dürfen. "Es läuft alles auf Söder zu", war kürzlich noch zu hören. Das hatte vielen Angst gemacht. Den Oberbayern, weil es wieder ein Franke ist. Und den Franken, weil sie Söder gut kennen, der freilich seit einiger Zeit alles tut, um an Seriosität zuzulegen. Haderthauer ist auch vielen in der Partei nicht so recht geheuer, weil sie gelegentlich über das Ziel hinausschießt. Und dem 54-jährigen Innenminister Joachim Herrmann läuft allmählich die Zeit davon.

Der Ausweg aus den Personalproblemen könnte tatsächlich Ilse Aigner heißen. Die Oberbayerin wäre weder zu jung noch zu alt, wohl auch den Franken vermittelbar und vor allem ein Signal der CSU an die weiblichen Wähler. Dass man bei den Spekulationen um die personelle Zukunft der CSU die Bundeslandwirtschaftsministerin nicht auf dem Schirm hatte, wie es heute so schön heißt, liegt vor allem daran, dass sie in Berlin beschäftigt ist.

Eine total überzeugende Figur hatte Aigner zwar in der zurückliegenden Ehec-Krise auch nicht gemacht, aber sie hat diese immerhin unbeschädigt überstanden, was etliche ihrer Vorgänger(innen), die in ähnliche Situationen kamen, nicht von sich sagen konnten. Kritiker sagen ihr auch nach, dass sie der mächtigen Lobby der Ernährungsindustrie nicht genügend Widerstand entgegensetzt. Doch auch das wäre kein Hindernis, bayerischer Ministerpräsident zu werden, wie der amtierende CSU-Chef zeigt. Horst Seehofer hatte als Bundesgesundheitsminister und danach bekanntlich auch nicht nur Positiv-Schlagzeilen produziert.

Aigners Erfolg erklären sich CSU-Politiker übrigens mit mehreren Faktoren: Die gelernte Elektrotechnikerin ist so sympathisch, dass sie bislang eine der wenigen Spitzenkräfte ohne eine nennenswerte Zahl von Neidern und Feinden in der Partei ist. Zweitens lösten sie und Finanzminister Georg Fahrenschon nach allgemeiner Wahrnehmung ihren Konflikt um die Führung im Bezirksverband mustergültig. Und drittens sehnt sich die CSU Oberbayern nach einer Rückkehr zu alter Stärke und Bedeutung.

Allzu große Sorgen vor der neuen Konkurrenz muss sich zumindest Seehofer aber nicht machen: Sofern keine unerwartete Wendung eintritt, ist in der CSU Konsens, dass er 2013 Spitzenkandidat für die Landtagswahl wird.

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