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Der Katalonien-Konflikt beschäftigt die internationale Presse. Die „Frankfurter Rundschau“ meint:

Ein Hauch von Vernunft weht durch Spanien. Sowohl in Madrid als auch in Barcelona haben sich die führenden Politiker für den Moment auf das wichtigste Kapital besonnen, das sie noch haben: Zeit. Jetzt fragt sich, ob beide Seiten die Zeit zu nutzen wissen. Das würde zunächst bedeuten, von der kindischen Sichtweise herunterzukommen, dass Gut und Böse klar zu unterscheiden seien. Von Barcelona aus wäre anzuerkennen, dass eine reformierte Form der Autonomie innerhalb Spaniens dem Volkswillen am ehesten entspräche. Madrid aber müsste verstehen, dass die Motive vieler Katalanen nicht einfach nationalistisch sind, sondern mit realen historischen, politischen und sozialen Demütigungen zusammenhängen.

„Der Standard“ aus Wien schreibt:

Der Druck auf die katalanische Regierung, in der Autonomiefrage den Rückwärtsgang einzulegen, wird in den nächsten Tagen größer werden: vonseiten der Wirtschaft, vonseiten der EU, die Barcelona keine Perspektive bietet, vonseiten der Anti-Unabhängigkeitsbewegung, die immer stärker wird. Ein Beharren auf Unabhängigkeit führt immer deutlicher in Richtung Abgrund. Sollte sich diese Erkenntnis auch in Barcelona durchsetzen, kann Puigdemont der Mann sein, der Verhandlungen über eine weitreichende Autonomie beginnt. Wenn nicht, wird es wohl Neuwahlen geben.

„El Mundo“ aus Spanien sieht es so:

Spanien steht am [gestrigen] Nationalfeiertag der größten Herausforderung der vergangenen vier Jahrzehnte gegenüber. Aber die politischen Ereignisse der letzten beiden Tage eröffnen ein Szenario mit der Möglichkeit, dass sich Katalonien noch vom Rande des Abgrunds wegbewegen kann. Der Ball liegt jetzt auf der Seite von Puigdemont, einem lächerlich messianischen Führer, der in die Geschichte eingehen wird, weil er die katalanische Gesellschaft zerbrochen und den Staat einer Erpressung unterworfen hat, die jede der legitimen Mächte dazu zwingt, mit größtmöglicher Verantwortung zu handeln.

Die „Politiken“ aus Dänemark meint:

Obwohl die Partner weit entfernt voneinander sind und unterschiedlich auf den Konflikt blicken, sollte eine freundschaftliche Lösung nicht unmöglich sein. Es gibt viele Modelle zwischen einem zentral gesteuerten Land und einer entschiedenen Loslösung. Alles von mehr Autonomie bis zu einer Selbstverwaltung im Stil Grönlands sollte auf die Tagesordnung. Es ist keine Selbstständigkeit, wie die Regierung Kataloniens sie sich wünscht, doch es ist ein Anfang.

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