Obamas „Mädchen für alles“ verlässt das Weiße Haus

Washington · Es war ein kleiner Kreis engster Vertrauter, der mit dem Senator Barack Obama darüber grübelte, ob eine Kandidatur für die Präsidentschaft zu verwegen sei. Das war im Herbst 2006.

 Alyssa Mastromonaco gehört zu Obamas Chicago-Clique. Foto: ap

Alyssa Mastromonaco gehört zu Obamas Chicago-Clique. Foto: ap

Foto: ap

Alyssa Mastromonaco, gerade 30 Jahre alt, saß mit in dieser Runde, die sich im Büro des Strategie-Beraters David Axelrod in Chicago versammelt hatte. Sie soll versucht haben, ihrem Chef die Idee auszureden, denn gegen Hillary Clinton schien kein Kraut gewachsen im Kandidaten-Duell der Demokraten. Außerdem, so vertraute sie später einer Universitätszeitung an, "hätte ich wirklich gern gearbeitet für jemanden, der nicht Präsident werden wollte" - es wäre ruhiger gewesen.

So aber arbeitete sie bald halbe Nächte durch, als Verwalterin des Terminkalenders des Kandidaten Obama, auf deren Schreibtisch jedes noch so kleine Detail landete. Nun verlässt sie das Weiße Haus. Von denen, die 2005 im Stab des frischgebackenen US-Senators begannen, ist Mastromonaco die Letzte, die ihren Regierungsposten aufgibt. Schon deshalb hat ihr Abschied, offiziell Anfang Mai, etwas von einer Zäsur.

Mastromonaco, das wissen Insider, färbt sich seit Jahren ihr rotblondes Haar, um graue Strähnen zu überdecken. Das lässt erahnen, welchen Stress sie aushalten muss. Dem Protokoll nach ist sie stellvertretende Stabschefin, aber so ein Titel sagt bekanntlich nicht viel. "Sobald Barack glaubt, er habe sein Leben nicht mehr unter Kontrolle, es werde alles zu viel, meldet er sich bei Alyssa", skizzierte der Obama-Vertraute Pete Rouse einmal die wahre Rolle der jungen Assistentin. Für Obama und seine Gattin Michelle sei Alyssa wie eine Verwandte. Kritiker wiederum sehen in Mastromonaco ein Symbol für das Dilemma einer Machtzentrale, die noch mehr als unter früheren Präsidenten zu einer Machtblase wurde: Die "Chicago-Connection", jene verschworene Gemeinschaft aus alten Tagen, war eben immer auch ein Wall von Gleichgesinnten, der Obama abschottete von der Realität.

Auf alle Fälle ist die 38-Jährige ein Paradebeispiel für das Inselleben Washingtons, einer Stadt, die wie kaum eine andere im Zeichen des Politikbetriebs steht. Nach dem Studium wurde Mastromonaco Pressesekretärin bei Rick Boucher, einem Abgeordneten aus Virginia, ehe sie im Wahlkampf 2004 beim demokratischen Präsidentschaftsbewerber John Kerry anheuerte. Verheiratet ist sie mit David Krone, dem Büroleiter des Senators Harry Reid. Flitterwochen gab es nicht, nach zwei freien Tagen im vorigen November ging es zurück an die Arbeit. Was Mastromonaco völlig abgeht, sind Berufserfahrungen jenseits von Kongress und Administration - noch so eine Klage, die der Rest des Landes gern führt über den "Planeten Washington".

Als Nächstes wird sich die Politikwissenschaftlerin wohl um das Projekt Präsidentenbibliothek kümmern, eine Mischung aus Archiv und Schaukasten, wie sie jedem ehemaligen Staatsoberhaupt der USA zusteht. Im Fall Obamas melden neben Chicago, dem Favoriten, zwei weitere Standorte Ansprüche an: Hawaii, der Ort seiner Kindheit, und New York, wo er an der Columbia University studierte. Alyssa Mastromonaco, meldet die Gerüchteküche, wird das Gerangel ein wenig ordnen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort