Obama sendet Mann für scheinbar unmögliche Jobs

Washington. Als US-Präsident Barack Obama, den neuen Afghanistan-Kommandeur David Petraeus im Schlepptau, am Mittwoch den Rosengarten des Weißen Hauses nach seiner kurzen Ansprache verließ, rief ihm ein Reporter die Frage zu: "Kann der Krieg gewonnen werden?" Obama blieb eine Antwort schuldig - und setzte unbeirrt seinen Weg ins Amtszimmer fort

Washington. Als US-Präsident Barack Obama, den neuen Afghanistan-Kommandeur David Petraeus im Schlepptau, am Mittwoch den Rosengarten des Weißen Hauses nach seiner kurzen Ansprache verließ, rief ihm ein Reporter die Frage zu: "Kann der Krieg gewonnen werden?" Obama blieb eine Antwort schuldig - und setzte unbeirrt seinen Weg ins Amtszimmer fort. Eine Szene, die bezeichnend für das Dilemma ist, mit dem sich der Präsident derzeit konfrontiert sieht. Zwar gibt es mit Petraeus einen neuen erfahrenen General als "Frontmann" für Afghanistan, doch es ist weiter der alte Krieg - mit altbekannten Problemen und wachsenden Zweifeln an einem Erfolg.Auch durch das Feuern des redseligen Lästermauls Stanley McChrystal sei Obama "noch längst nicht aus dem Schneider", konstatiert die Zeitung "Washington Post" - und verweist darauf, dass es innerhalb der US-Regierung weiter widersprüchliche Ansichten zum avisierten Rückzugsbeginn am 1. Juli 2011 sowie zum Umgang mit Afghanistans umstrittenen Präsidenten Hamid Karsai gibt. Die Zeitung spricht von einem "Krieg der Fraktionen" in der Regierung, und selbst die Obama sonst wohlgesonnene Zeitung "New York Times" stimmt da zu. "Die Verantwortlichen sind tief gespalten, so wie sich ein tiefer Spalt durch das Afghanistan-Konzept zieht." Denn man kämpfe einen Krieg gegen einen Feind, mit dem manche in der US-Regierung Kooperation anstreben, in einem Land, in dem der eigentliche Feind Al Qaida noch nicht einmal mehr eine Basis habe.Diese Dissonanzen machen die Aufgabe für David Petraeus nicht gerade leichter - zumal die Kriegsmüdigkeit in der US-Bevölkerung und unter Kongressabgeordneten zunimmt. Doch er hat Erfahrung mit scheinbar unmögliche Jobs. Im Jahr 2007 beauftragte ihn der damalige Präsident George W. Bush, im Irak den Karren aus dem Dreck zu ziehen - mit Hilfe von 30 000 zusätzlichen Soldaten und einem ausgeklügelten Konzept im Kampf gegen Aufständische, das vor allem darauf fußte, die Bevölkerung zu aktiven Verbündeten im Kampf gegen Extremisten zu machen. Eine Blaupause dieser Strategie versuchte auch der nun in Ungnade gefallene Stanley McChrystal in Afghanistan: Mehr Truppen, gezieltere Attacken gegen die Taliban, aber gleichzeitig mehr Rücksicht auf die Einheimischen, denen man eines klar machen will: Der Feind sind nicht die USA. Und wer gegen die Aufständischen mithelfe, schaffe für sich selbst am Ende mehr Sicherheit. Statt Türen einzutreten, wird an diese nun freundlich geklopft. Auch wenn dabei gelegentlich US-Soldaten sterben.An dieser in den Truppeneinheiten vor Ort viel kritisierten Strategie, so betonte Barack Obama bei der Vorstellung seines neuen militärischen Hoffnungsträgers, soll sich dennoch nichts ändern. "Einen Wechsel im Personal, nicht in der Politik" habe es gegeben, beharrte der Präsident. Ruhe soll nun einkehren - sowohl unter seinen Beratern, aber auch im Verhältnis zu dem für ein Gelingen des Konzeptes angeblich unverzichtbaren Hamid Karsai. Im Gegensatz zu McChrystal hat Petraeus, dem immer wieder politische Ambitionen nachgesagt werden, gute Kontakte zur Diplomaten-Riege Obamas. Doch Kommentatoren erinnern auch daran, das die Pflicht zur Beruhigung der zivilen wie militärischen Führung vor allem die Aufgabe eines Mannes ist: Oberbefehlshaber Barack Obama.

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