Obama kann auf einen frommen Rivalen hoffen

Washington. Der frühere Stabschef von Ex-Präsident George W. Bush, Andy Card, gab einmal den Ratschlag, "neue Produkte" nicht im August der Öffentlichkeit vorzustellen. Effektiver sei es, das Ende der Urlaubszeit abzuwarten. Traditionell markiert der amerikanische "Tag der Arbeit" Anfang September den Zeitpunkt, an dem die Amerikaner von Sommer auf Alltag umschalten

Washington. Der frühere Stabschef von Ex-Präsident George W. Bush, Andy Card, gab einmal den Ratschlag, "neue Produkte" nicht im August der Öffentlichkeit vorzustellen. Effektiver sei es, das Ende der Urlaubszeit abzuwarten. Traditionell markiert der amerikanische "Tag der Arbeit" Anfang September den Zeitpunkt, an dem die Amerikaner von Sommer auf Alltag umschalten. Und damit auch wieder empfänglicher für Politik werden.Präsident Barack Obama beherzigt diese Regel ebenso wie das Feld der republikanischen Herausforderer. Während Obama mit seiner "Job"-Rede vor dem Kongress am kommenden Donnerstag den thematischen Rahmen für die Wahlschlacht 2012 setzen will, versuchen die Republikaner bei der Debatte in der Präsidenten-Bibliothek Ronald Reagans herauszufinden, wer das Banner der Konservativen in die Auseinandersetzung mit dem Amtsinhaber tragen soll. Etwas später, am 12. und 22. September, treffen die republikanischen Kandidaten noch einmal in Florida aufeinander. Ende des Monats dürfte sich nach Ansicht vieler amerikanischer Politik-Beobachter das republikanische Feld lichten, womit sich den Wählern für die ersten Vorwahlen in Iowa und New Hampshire Anfang kommenden Jahres eine klare Alternative bietet.

Bis dahin wollte sich auch Sarah Palin, die Vize-Präsidentschaftkandidatin von 2008, erklären, ob sie ernsthaft in das Rennen um die Präsidentschaft eintritt oder ihr Geld weiter im Fernsehen und mit Reden verdienen will. Im Oktober läuft eine gesetzliche Frist aus, bis zu der Palin eine Kandidatur anmelden muss.

Aus Sicht des Weißen Hauses ist das republikanische Bewerberfeld ein Geschenk, das immer schöner wird. Die amerikanischen Konservativen sind so weit nach rechts gerückt, dass moderatere Kandidaten wie die beiden ehemaligen Gouverneure Mitt Romney oder Jon Huntsman an der Parteibasis alles andere als Begeisterung auslösen. Anders als die Rechtspopulistin Michelle Bachmann, die mit ihrer ätzenden Kritik an Obama und markigen Sprüchen gut bei den Aktivisten der konservativen "Tea-Party" ankommt. Das Problem mit Bachmann liegt aus Sicht des Partei-Establishments dort, wo auch Sarah Palin Schwächen hat. Beide können die Basis der Republikaner mobilisieren, gelten wegen ihrer extremen Positionen aber nicht als wählbar, wenn im November 2012 die Amerikaner über ihren künftigen Präsidenten entscheiden.

Mit dem Eintritt des Gouverneurs Rick Perry in das Rennen hat sich die Dynamik verändert. Geschickt positioniert sich der fromme Texaner als "mittlere Wahl" zwischen Bachmann und Romney, obwohl er bei Lichte gesehen nicht minder radikale Positionen vertritt. Perry überholte den bisher in Umfragen führenden Romney und liegt nun selbst mit Abstand vorn. Die Debatten im September werden zeigen, ob der Texaner mehr als eine politische Eintagsfliege ist.

Das Weiße Haus hofft, dass die Republikaner der "reinen Lehre" den Vorzug vor der Wählbarkeit geben. Ein Präsidentschafts-Kandidat Perry spielte in die Hände der Strategen Obamas, die sich nichts mehr wünschen als einen klassischen Lagerwahlkampf. Wahlkampfmanager David Axelrodt verspricht jedenfalls, es werde scharfe Trennlinien zwischen Obamas Ideen und denen der Republikaner geben.

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