Wütende Tweet-Serie Trumps neuer Feind heißt jetzt Macron

Paris · Dass Donald Trump sein Besuch in Paris nicht gefiel, war seinem Gesicht deutlich anzusehen. Mit finsterer Miene schaute sich der US-Präsident am Sonntag auf der Ehrentribüne die Zeremonie zum hundertsten Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges an.

 Keine Freunde mehr: Donald Trump und Emmanuel Macron.

Keine Freunde mehr: Donald Trump und Emmanuel Macron.

Foto: dpa/Benoit Tessier

Als Emmanuel Macron in seiner Rede vor der Gefahr des Nationalismus warnte, war dem Gast aus Washington sofort klar, dass er damit gemeint war. Trotzdem klatschte er höflich kurz in die Hände, als der französische Staatschef seine Ansprache beendete.

Gestern zeigte Trump in einer Serie von Tweets, was er wirklich von der ganzen Veranstaltung am Triumphbogen hielt. Sie richteten sich in einer bisher nicht da gewesenen Aggressivität gegen den 40-jährigen Macron, mit dem ihn bis vor kurzem noch eine Männerfreundschaft verbunden hatte. „Das Problem ist, dass Emmanuel sehr niedrige Zustimmungswerte, 26 Prozent, in Frankreich hat und eine Arbeitslosenrate von fast zehn Prozent. Er versuchte, das Thema zu wechseln. Nebenbei bemerkt: Kein Land ist nationalistischer als Frankreich“, schrieb Trump.

Gestört hatte den US-Präsidenten vor allem die demonstrative Einigkeit zwischen Macron und Angela Merkel bei der Weltkriegsfeier. Die Kanzlerin war die ganze Zeit an der Seite des französischen Staatschefs gewesen und hatte am Nachmittag die Eröffnungsrede eines Friedensforums gehalten, an dem Trump nicht teil nahm. „Emmanuel Macron schlägt die Bildung einer europäischen Armee gegen die USA, China und Russland vor. Aber es war Deutschland in den Weltkriegen Eins und Zwei. Wie ging das für Frankreich aus?“, kommentierte Trump provozierend.

Schon direkt nach seiner Ankunft in Paris hatte der US-Präsident gegen Macrons Idee einer europäischen Armee gewettert, die auch Merkel unterstützte. Der 72-Jährige nannte den Vorschlag „beleidigend“. „Vielleicht sollte Europa zuerst seinen gerechten Anteil an der NATO bezahlen, die die USA erheblich bezuschussen!“ Entsprechend kühl fiel wenige Stunden später die Begegnung mit Macron im Elysée-Palast aus. Grimmig blickte Trump in die Kameras, als der französische Präsident seinen „Freund Donald“ begrüßte und versicherte, die Nato-Partner müssten die Kosten gerechter verteilen.

Der Elysée-Palast versuchte, die Twitter-Serie herunterzuspielen. „Die Beziehung zwischen Emmanuel Macron und Donald Trump ist nicht immer einfach, aber sie ist beständig. Die Tweets sind an die Amerikaner gerichtet. Wir haben keine Inhalte zu kommentieren, die an seine Landsleute gerichtet sind“, zitierte die Zeitung „Le Figaro“ einen Mitarbeiter. Die Staatschefs, die ein Altersunterschied von mehr als 30 Jahren trennt, sind beide als Außenseiter ins Präsidentenamt gekommen, was anfangs eine gewisse Nähe schuf. Macron setzte schon beim ersten Treffen Maßstäbe, als er dem für seinen kräftigen Handschlag bekannten Trump die Hand so fest drückte, dass sich die Finger hinterher weiß auf der Haut abzeichneten.

10.11.2018, Frankreich, Compiegne: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erinnert an der Gedenkstätte nahe der nordfranzösischen Stadt Compiègne an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Der Waffenstillstand war am 11. November 1918 in einem umgebauten Speisewagen auf der Waldlichtung unterschrieben worden. An dem Ort befindet sich die Gedenkstätte. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

10.11.2018, Frankreich, Compiegne: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erinnert an der Gedenkstätte nahe der nordfranzösischen Stadt Compiègne an das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren. Der Waffenstillstand war am 11. November 1918 in einem umgebauten Speisewagen auf der Waldlichtung unterschrieben worden. An dem Ort befindet sich die Gedenkstätte. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Ihren Höhepunkt erreichte die ungewöhnliche Beziehung am französischen Nationalfeiertag 2017. Macron bot damals alles auf, was Paris zu bieten hat und beeindruckte Trump mit einem Abendessen auf dem Eiffelturm und einer Militärparade auf der Champs-Elysées. „Unsere Freundschaft ist unzerstörbar“, sagte der US-Präsident hinterher. Weniger gut lief es dann allerdings beim Gegenbesuch des französischen Staatschefs im Frühjahr in Washington. Macron, damals noch als Trumps Lieblingseuropäer angereist, schaffte es nicht, seinen Kollegen vom Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran abzuhalten.

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