Nach seinen Wahlpleiten wird Jeb zum bekennenden Bush

Washington · Es ist über sieben Jahre her, dass George W. Bush die große Bühne der Politik verließ. Da begleiteten ihn die niedrigsten Sympathiewerte, die das Meinungsforschungsinstitut Gallup für einen scheidenden US-Präsidenten je ermittelt hat.

In Dallas, seinem texanischen Rückzugsort, schrieb er an seinen Memoiren und malte, Wladimir Putin, Angela Merkel, sich selbst in der Dusche. Debatten mied er, Kritik an Obama verkniff er sich.

Sieben Jahre hat er es durchgehalten, nun kehrt er zurück ins Getümmel. Zurück nach South Carolina, wo es gilt, auf der dritten Etappe des Vorwahlrennens seinen kandidierenden Bruder Jeb vor dem Absturz zu retten. Und Donald Trump zu verhindern, den Immobilienmagnaten, dessen Höhenflug die republikanischen Parteistrategen in tiefe Ratlosigkeit stürzt. Ohne den Namen Trump zu erwähnen, bläst Bush zur Attacke. "Das sind harte Zeiten, ich verstehe", sagt er unter drei gewaltigen Sternenbannern in einer Kongresshalle in North Charleston. "Aber wir brauchen niemanden im Oval Office , der unseren Ärger und unseren Frust nur spiegelt und noch mehr entflammt." Nach seiner Erfahrung sei die stärkste Person in einem Raum nicht diejenige, die am lautesten schreie.

Nicht zufällig erinnert er an den 11. September 2001, den er als Präsident erlebte. Trump, gibt er zu verstehen, sei politisch ein Nobody gewesen, als die New Yorker Zwillingstürme einstürzten. Einem Großmaul könne man das Staatsruder nicht anvertrauen, suggeriert Bush. Irgendwann ruft ein Chor eingefleischter Bush-Fans: "Wir vermissen dich!"

Jeb und George. Dass der jüngere Bruder den älteren zurückholt in die Wahlkampfarena, ist ein Salto mortale. Im Juni versuchte er noch auf Distanz zu gehen zu seinem Clan. Auf Plakaten und Aufklebern fehlte der Name Bush, nur ein "Jeb!" war dort zu lesen, als wäre es eine Übung in Amnesie. Auf die Frage, ob er wie sein Bruder im Irak einmarschiert wäre, antwortete der Ex-Gouverneur Floridas nach peinlichem rhetorischem Slalomlauf mit einem Nein, "nicht nach allem, was wir heute wissen".

Bush-Biografen erzählen gern von der Aura des Tragischen, die Jebs Kandidatur umwehe: vom großen Bruder, der Präsident wurde, obwohl ihn seine Familie für den weniger Geeigneten hielt; der dem Liebling der Eltern die Tour vermasselt, weil er die Marke Bush beschädigte. Der 91-jährige Ex-Präsident Bush senior spricht von Jeb denn auch als "unserem Realisten", nährt die Idee, dass der sich eher an der besonnenen Außenpolitik des Vaters orientieren würde als an den Alleingängen seines Bruders "W".

Jedenfalls ist Jeb jetzt wieder ein bekennender Bush. Spätestens die Schlappe beim Vorwahlauftakt in Iowa ließ ihn begreifen, dass ihn die Wähler nun mal als Erben einer politischen Dynastie sehen. Schon in New Hampshire ließ er sich von seiner Mutter Barbara begleiten. In South Carolina, einem Staat mit Militärtradition, bringt er seinen Bruder ins Spiel, den Ex-Oberkommandierenden. Es wirkt, als spiele er seine letzte Trumpfkarte.

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