Mit kleinen Schritten zum Ziel

Meinung · Die Vereinten Nationen laufen ernsthaft Gefahr, ihre ehrgeizigen Millenniums-Ziele zu verfehlen. In sieben von acht Bereichen spricht heute nur wenig dafür, dass die internationale Staatengemeinschaft bis 2015 ihr Klassenziel erreichen kann. Damit stellt sich die Weltorganisation selbst ein Armutszeugnis aus. Und sie liefert Munition für ihre zahlreichen Kritiker

Die Vereinten Nationen laufen ernsthaft Gefahr, ihre ehrgeizigen Millenniums-Ziele zu verfehlen. In sieben von acht Bereichen spricht heute nur wenig dafür, dass die internationale Staatengemeinschaft bis 2015 ihr Klassenziel erreichen kann. Damit stellt sich die Weltorganisation selbst ein Armutszeugnis aus. Und sie liefert Munition für ihre zahlreichen Kritiker. Denn was sind die Beschlüsse der Uno wert, wenn sich ihre Mitglieder anschließend selber nicht dran halten? Die Frage scheint berechtigt. Zwar legen Kanzlerin Angela Merkel und andere Staatschefs beim Millenniums-Gipfel in New York glühende Bekenntnisse zum Kampf gegen Hunger, Krankheiten und Diskriminierung ab. Doch wenn es darauf ankommt, die notwendigen Mittel dafür bereitzustellen, zucken sie zurück. Deutschland etwa gibt bis heute gerade einmal die Hälfte der versprochenen 0,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für die internationale Entwicklungs-Zusammenarbeit.Trotz dieser Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit, trotz des Dauer-Frustes mit dem Bürokratismus in der Weltorganisation gibt es keine Alternative. Es ist unstreitig, dass die Aktivitäten der Vereinten Nationen einen Unterschied im Leben von Millionen Menschen gemacht haben. Die Millenniums-Ziele nur deshalb aufzugeben, weil sie im gesteckten Zeitrahmen nicht erreicht werden können - das hieße, das Kind mit dem Bade auszuschütten.So gesehen ist der Ansatz Merkels, des Norwegers Stoltenberg und anderer Befürworter einer stärkeren Ergebnis-Orientierung sinnvoll. Diese Strategie erlaubt den von der Finanzkrise gebeutelten Industrienationen nicht nur, mit weniger mehr zu erreichen. Sie hilft vor allem auch den Menschen vor Ort, die von Transfer-Leistungen profitieren. Solange dies nicht zur faulen Ausrede dafür wird, die beim Millenniums-Gipfel vor zehn Jahren gegebenen Versprechen nicht einzuhalten, verdient der Vorschlag eine ernsthafte Prüfung. Eine wirkungsvollere Hilfe hat positive Konsequenzen für alle Beteiligten. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere hat mit der Bereitschaft der Industriestaaten zu tun, ihrerseits entwicklungshemmende Strukturen zu beseitigen. Das beginnt mit der Agrar- und Handelspolitik, die arme Länder allzu oft benachteiligt. Es setzt sich fort beim Sperren der schwarzen Konten von Diktatoren, die im Ausland rund 95 Milliarden Euro verstecken, die sie ihrer Bevölkerung geraubt haben. Und endet bei der Entschuldung der ärmsten Staaten, die international mit 380 Milliarden Euro in der Kreide stehen. All dies verlangt ein ernsthaftes Umdenken und Umlenken der reichen Nationen.

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