Analyse Beim Aufmarsch am französischen Nationalfeiertag fordert Präsident Macron Europa dazu auf in der Verteidigungspolitik zusammenzustehen. Militärparade mit wichtigen Botschaften

Paris · Frankreich zeigt seine militärische Stärke. Kampfjets donnern im Tiefflug über die Champs-Élysées, Panzer rollen vom Triumphbogen in Richtung Concorde und Soldaten aller Waffengattungen marschieren über das Pflaster der Prachtmeile in Paris.

 Kanzlerin Angela Merkel zu Gast beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Kanzlerin Angela Merkel zu Gast beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron.

Foto: dpa/Kamil Zihnioglu

Der Nationalfeiertag ist für Frankreich aber nicht nur eine klirrende Waffenschau, er ist ein Orientierungspunkt für die ganze Nation. Am 14. Juli versammeln sich die Verteidiger Frankreichs am Arc de Triomphe, dem mächtigen Symbol der Republik.

Diese Rückversicherung der Einheit aller Franzosen schien selten so wichtig wie in diesem Jahr. Die gewalttätigen Proteste der Gelbwesten haben die Zerrissenheit Frankreichs in aller Schonungslosigkeit an den Tag gebracht. Der Kampf heißt Land gegen Stadt, einfaches Volk gegen politische Elite. Der Nationalfeiertag soll nun nach innen und nach außen demonstrieren, dass die Gemeinsamkeiten stärker sind als das Spaltende, dass die Republik trotz aller Herausforderungen geeint in die Zukunft geht.

Die Parade der Truppen transportiert aber noch eine andere Botschaft: Frankreich muss für diese Zukunft gerüstet sein. Präsident Emmanuel Macron lässt deshalb auf den Champs-Élysées die modernsten Errungenschaften auffahren. Nicht nur Hightech-Jets der neusten Generation donnern über Paris, auch Drohnen und Kampfroboter werden präsentiert. Soldaten schweben mit sogenannten Flyboards über den Köpfen der Zuschauer und erinnern an Krieger aus Science-Fiction-Filmen. Doch Frankreich geht noch weiter. Der Präsident hat am Vorabend des 14. Juli beschlossen, die Militärdoktrin des Landes zu ändern und den Aufbau eines militärischen Weltraumkommandos angekündigt. Frankreich soll im Weltraum und aus dem Weltraum verteidigt werden.

Mit diesem Aufmarsch will der Präsident seinen Landsleuten Mut machen und demonstrieren, dass Frankreich sich den neuen Herausforderungen stellt. Die ständige Fortentwicklung der Armee will Macron in diesem Sinne auch als Beispiel für das tägliche Leben verstanden wissen. Aber hier liegt vielleicht das größte Missverständnis zwischen dem Präsidenten und seinem Volk – ein Missverständnis, das bis jetzt noch nicht aufgelöst worden ist. Der weltläufige Staatschef erkennt die Globalisierung als große Chance, als Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Viele Franzosen aber sehen darin eine Bedrohung, und sie fürchten die Veränderungen, mit denen sie womöglich nicht Schritt halten können.

Auch für die militärischen Verbündeten Frankreichs hat Macron am 14. Juli eine sehr deutliche Botschaft. Flugzeuge und Truppen aus vielen verschiedenen Ländern Europas nehmen an der Militärparade zum französischen Nationalfeiertag teil. Darunter rund 500 Soldaten der deutsch-französischen Brigade. Auch die deutsche Kanzlerin ist der Einladung des französischen Präsidenten nach Paris gefolgt. Macron macht deutlich, dass in einer Welt, in der sich das Machtgefüge gerade neu justiert, Europa zusammenstehen muss, will es nicht zum Spielball werden. Aus diesem Grund sucht der französische Präsident die vertiefte Zusammenarbeit. Er treibt die Idee einer europäischen Armee voran. Dagegen gibt es in einzelnen Staaten der Union aber viele Vorbehalte. Manchen missfällt auch die forsche Art, mit der Emmanuel Macron auftritt Denn für den Präsidenten ist klar, wer die militärische Führung in Europa übernehmen wird: Frankreich – nach dem Ausscheiden Großbritannien die einzige Atommacht in der EU.

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