Michelle Obamas Gartenlust soll dem Präsidenten helfen

Washington. Die First Lady der USA lässt keine Gelegenheit aus, Besuchern voller Stolz ihren Gemüsegarten auf dem Süd-Rasen des Weißes Hauses vorzuzeigen. Die Beete liegen versteckt hinter einer Baumgruppe, die Staatsgästen den Blick auf den Öko-Anbau verstellt

Washington. Die First Lady der USA lässt keine Gelegenheit aus, Besuchern voller Stolz ihren Gemüsegarten auf dem Süd-Rasen des Weißes Hauses vorzuzeigen. Die Beete liegen versteckt hinter einer Baumgruppe, die Staatsgästen den Blick auf den Öko-Anbau verstellt. Wer dagegen in der Besucherschlange auf eine Führung im Präsidenten-Sitz wartet, kann die in L-Form angelegte Gartenpracht aus der Ferne sehen. Ein buntes Allerlei aus Auberginen, Erbsen, Himbeeren, Knoblauch, Kohl, Melonen, Paprikaschoten, Tomaten, Zucchini und einiges mehr.Jetzt verrät Michelle Obama in einem 271-Seiten starken Fotoband in Naheinstellung die Geheimnisse des ersten Gemüsegartens am Weißen Hauses seit First Lady Eleanor Roosevelt. Und macht damit gleich Wahlkampf. Humorvoll gesteht sie, dass es keine Rote Bete gibt, weil Barack sie nicht ausstehen kann.

Angesichts der Epidemie an Fettleibigkeit und Diabetes, die in den USA immer mehr Kinder betrifft, erzählt sie, sah sie in der öffentlich zur Schau gestellten Gartenlust eine Möglichkeit, für eine bessere Ernährung der Amerikaner zu werben. Natürlich erledigen die Arbeit in den Beeten meist Angestellte des Weißen Hauses. Umso aktiver wirbt die First Lady in den Medien für den Eigenanbau von Gemüse, bessere Ernährungsgewohnheiten und Bewegung. Allein diese Woche hat sie Auftritte im Frühstücksfernsehen "Good Morning America", der beliebten Frauensendung "The View" und in der "Daily Show".

Während das Garten-Buch betont unpolitisch daher kommt, erfüllt es damit eine wichtige Funktion für den Präsidenten im Wahljahr. Hilft es doch, das Image der First Lady als Mutter, Hausfrau und Unterstützerin ihres Mannes zu festigen. Ein traditionelles Rollenbild, das die Karikatur der "bitteren Schwarzen" vergessen lässt, zu der die Republikaner sie während des Wahlkampfs 2008 zu machen versuchten. Während der Präsident Abtreibung, Gewalt in der Ehe und Gleichberechtigung zu Wahlkampfthemen macht, schweigt sich die in Harvard ausgebildete Rechtsanwältin darüber aus. Nicht weil sie keine Meinung dazu hätte, sondern weil es dem Amtsinhaber hilft, wenn sie ihm dieses Feld überlässt. Michelle erinnert sich nur zu gut an die Kontroversen, die sie mit ein paar unvorsichtigen Bemerkungen im vergangenen Wahlkampf ausgelöst hatte. Etwa als sie sagte, sie habe sich während des Wahlkampfs 2008 zum ersten Mal in ihrem Leben richtig stolz gefühlt, eine Amerikanerin zu sein.

Die Strategen im Weißen Haus rieten ihr, sich ein traditionelleres Image zuzulegen und künftig auf politische Statements zu verzichten. Seitdem spricht sie über Kindererziehung und Ernährung, setzt sich für Veteranen-Familien ein und führt die Kampagne gegen Fettleibigkeit. Sieben von zehn Amerikanern haben inzwischen ein positives Bild von ihr. "Immer wenn sie vor die Leute tritt, hilft das", räumt Obamas Wahlkampfstratege David Axelrod unumwunden ein. "Wir versuchen sie so oft wie möglich zu engagieren." So gesehen verfolgt Michelle Obamas Buch über den Garten im Weißen Haus ein doppeltes Ziel: Die Volksgesundheit und die Wiederwahl ihres Ehemanns zu fördern.Foto: dpa

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