Merkels neuer Mann für stabile Mehrheiten

Berlin. Seine Ehefrau hat ihm vorab den Hinweis gegeben, dass sein Humor manchmal missverständlich sein könnte. Mit der Heiterkeit ist das nämlich so eine Sache, zu viel davon kann politisch leicht gefährlich werden

 Peter Altmaiers Nachfolger in der Spitze der Unionsfraktion: Michael Grosse-Brömer. Foto: dpa

Peter Altmaiers Nachfolger in der Spitze der Unionsfraktion: Michael Grosse-Brömer. Foto: dpa

Berlin. Seine Ehefrau hat ihm vorab den Hinweis gegeben, dass sein Humor manchmal missverständlich sein könnte. Mit der Heiterkeit ist das nämlich so eine Sache, zu viel davon kann politisch leicht gefährlich werden. Vor allem, wenn man wie Michael Grosse-Brömer (CDU) erster parlamentarischer Geschäftsführer einer Bundestagsfraktion ist und somit die Aufgabe hat, regelmäßig inhaltliche Akzente zu setzen. Neben der Organisation der Fraktionsarbeit wird das erwartet vom Neuen in der Führungsspitze der Union im Parlament. Bei seinem ersten großen Auftritt vor der Hauptstadtpresse tastete sich Grosse-Brömer gestern allerdings lieber behutsam voran.Der Niedersachse ähnelt in gewisser Weise seinem Vorgänger, dem frischgebackenen Bundesumweltminister Peter Altmaier: Auch der neue "PGF" ist wortgewandt und neigt zur Ironie. Ob es diese beiden Eigenschaften Grosse-Brömer erleichtern werden, in den kommenden Monaten in die Fußstapfen des stets präsenten Saarländers zu treten, wird sich noch zeigen. Zumindest was den Humor angeht, wusste sein Vorgänger sich stets rechtzeitig zu zügeln. Grosse-Brömer muss jetzt in der Fraktion die Mehrheiten für die Kanzlerin organisieren. Seine erste Bewährungsprobe steht unmittelbar bevor - die entscheidende Abstimmung nächste Woche im Parlament über das umstrittene Betreuungsgeld. Das wird nicht einfach werden angesichts des Unmuts bei vielen Unions-Abgeordneten über das Vorhaben. Doch er gibt sich optimistisch: "Manche Bedenken haben sich zerstreut."

Grosse-Brömer scheint dabei das "Prinzip Altmaier" fortsetzen zu wollen, der stets auf Gespräche und Überzeugung setzte. Allerdings gibt es da ein unübersehbares Handicap: "Ich habe keine 240-Quadratmeter-Wohnung, und meine Kochkünste sind nur sehr eingeschränkt nutzbar. Das ist eigentlich die Frage, die mich am meisten umtreibt", sagt Grosse-Brömer süffisant. Altmaier lud bockige Parteifreunde nämlich gerne mal zu üppigen Essen ein. Grosse-Brömers Wohnung in der Hauptstadt ist dagegen nur 34 Quadratmeter groß. Er müsse sich also "aushäusig" treffen, witzelte er gestern.

 Peter Altmaiers Nachfolger in der Spitze der Unionsfraktion: Michael Grosse-Brömer. Foto: dpa

Peter Altmaiers Nachfolger in der Spitze der Unionsfraktion: Michael Grosse-Brömer. Foto: dpa

Der 51-Jährige aus der 1700-Einwohner-Gemeinde Brackel südlich von Hamburg muss künftig sprechfähig sein zu fast jedem Thema: Betreuungsgeld, Fiskalpakt, Finanzmarktsteuer, SPD-Troika . . . Bei seiner gestrigen Vorstellungsrunde bekam er davon gleich einen Vorgeschmack. Damit er sich im neuen Job behaupten kann, bedarf es einer starken Stellung in der Fraktion. Zudem muss die Rückkopplung mit Merkel reibungslos funktionieren. Die Voraussetzungen dafür sind gut - als Justitiar hat sich der passionierte Jäger Grosse-Brömer in den vergangenen Jahren einige Anerkennung erworben. "Gucken Sie mich an, ich bin wirklich nicht ein Typ, der unseriös auftritt", meinte er frotzelnd. Auch das mag helfen.

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