Luckes neue Partei lässt es langsam angehen

Berlin · Was macht eigentlich Bernd Lucke ? Immerhin hat der Gründer der Alternative für Deutschland (AfD) vor einem Monat eine neue Partei gegründet. Seither hat man allerdings weder von ihm noch von seiner Allianz für Fortschritt und Aufbruch (Alfa) viel gehört.

Die Partei hat noch kein Logo, kein Büro, und auch die Webseite sieht noch nicht so aus, wie sich die Neugründer das wünschen würden.

Alle, die nicht in Urlaub sind, würden aber "unheimlich emsig im Hintergrund" arbeiten, versichert der stellvertretende Alfa-Chef Bernd Kölmel aus Baden-Württemberg. Pressearbeit, Mitgliedsanträge - alles läuft noch ehrenamtlich. Kölmel selbst will am Sonntag in Stuttgart den ersten Landesverband der neuen Partei gründen. Im September sollen mit Bremen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen dann fünf weitere Bundesländer folgen.

Wir erinnern uns: Anfang Juli wird Bernd Lucke auf dem Bundesparteitag der AfD erst ausgebuht und dann abgewählt. Seine Rivalin, die frühere Co-Vorsitzende Frauke Petry, gelangt mit Hilfe des rechtsnationalen Lagers an die Spitze der Partei. Lucke und andere Angehörige des liberal-konservativen Flügels konstatieren einen "Rechtsruck" der AfD. Nach abendlichen Krisensitzungen steht die Entscheidung: Die Lucke-Fraktion gründet eine eigene Partei. Petry quittiert das mit einem Achselzucken. Sie stellt klar: "Wir sind das Original, sie sind die Kopie."

Aller Neuanfang ist schwer, vor allem, wenn man kein Geld hat und wenn man sich wie im Falle von Alfa und AfD den größten Konkurrenten selbst geschaffen hat. Zwischen den beiden Parteien ist im Moment eine Art Wettrennen im Gange. Konkret geht es darum, wer zuerst ein möglichst vollständiges Parteiprogramm vorlegen kann. Die Alfa-Leute wollen unbedingt den Eindruck vermeiden, sie hätten bei der AfD abgeschrieben. Dieser Eindruck könnte aber leicht entstehen. Denn etliche Mitglieder der neuen Partei hatten vor dem Essener Parteitag an der Formulierung des AfD-Programms mitgearbeitet. "Auf dem Papier wird es sicher Überschneidungen geben, aber nur wir haben die Leute, die das auch glaubwürdig vertreten können", sagt Kölmel.

Erst wenn die ersten Landesverbände gegründet sind und der Programmentwurf steht, will sich die Alfa-Spitze darum kümmern, Geld zu beschaffen. Denn mit den Mitgliedsbeiträgen alleine lassen sich keine Landtagswahlkämpfe finanzieren, und das Geld aus der staatlichen Parteienfinanzierung ist natürlich bei der AfD geblieben. Lucke berichtet von einem Mitglied, dass der Partei ein Darlehen in sechsstelliger Höhe gewähren wolle. Ob es sich dabei um den ehemaligen Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Olaf Henkel, handelt, will er nicht sagen. Henkel hatte vor der Spaltung der Partei der AfD ein Darlehen gegeben.

Bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März nächsten Jahres rechnet sich Alfa gute Chancen aus. In Sachsen-Anhalt, wo ebenfalls am 13. März 2016 gewählt wird, dürfte es dagegen sehr schwierig werden. Einen Alfa-Bundesparteitag soll es aus Kostengründen erst nach diesen Wahlen geben. Dann wird sich zeigen, ob es bei Alfa zivilisierter zugeht als auf dem letzten AfD-Parteitag, wo Stammtischparolen und laute Zwischenrufe die Atmosphäre geprägt hatten.

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