Linkes Schreckgespenst soll CSU-Herrschaft sichern

Kelheim. Als Erwin Huber neulich auf einer Wahlkampf-Reise auf der Donau von der CSU redete, bemühte er eine Vision. Die CSU werde im Freistaat wie einst die Wittelsbacher 700 Jahre das Sagen haben, sagte er selbstbewusst

Kelheim. Als Erwin Huber neulich auf einer Wahlkampf-Reise auf der Donau von der CSU redete, bemühte er eine Vision. Die CSU werde im Freistaat wie einst die Wittelsbacher 700 Jahre das Sagen haben, sagte er selbstbewusst. Doch in den Traum von noch einmal 650 Jahren CSU-Regierung platzte kurz darauf die Reiseleiterin des Schiffs mit der Bemerkung, vor zehn Jahren habe sie Theo Waigel als Bundesfinanzminister begleitet, wenig später habe mit der Regierung Kohl Waigels Amtszeit geendet. Da ist er wieder, Hubers Albtraum von der großen Pleite. Huber weiß, dass in den verbleibenden 40 Tagen bis zur bayerischen Landtagswahl am 28. September die Augen außer auf Ministerpräsident Günther Beckstein vor allem auf ihn gerichtet sind. Und er weiß auch um die Gerüchte, die in München kursieren. Sollten die auf Ergebnisse von 50 Prozent plus X getrimmten Christsozialen ein 50 Prozent minus X einfahren, könnte die Zeit des Parteivorsitzenden nach nur einem Jahr schon wieder enden - und Horst Seehofer ihn ablösen. Auf diese Gerüchte reagiert Huber allergisch. "Diese Spekulation geht absolut ins Leere. Nach meiner Planung werde ich dann kandidieren", kündigt er mit Blick auf die nächste Wahl des CSU-Chefs im Sommer 2009 an. Dass Huber sich inmitten eines für die CSU selten schwierigen Wahlkampfs mit solchen Fragen befassen muss, zeigt, dass die Partei doch noch nicht wieder so gefestigt erscheint, wie von ihm erhofft. Trotzdem wirkt er derzeit relativ entspannt, was aber vor allem an der Opposition liegt, die er als "zukunftslos" (SPD und Grüne), "profillos" (Freie Wähler) und "chancenlos" (Linke) verspottet. Tatsächlich haben sich die um den Einzug in den Landtag kämpfenden Freien Wähler mit der Forderung, die Konzerne zu verstaatlichen, bei vielen Anhängern ins Abseits manövriert. Die Linken in Bayern liegen in allen Umfragen unter der Fünf-Prozent-Hürde. Dass Huber sich "mit unserer Konkurrenz sehr zufrieden" zeigt, liegt aber vor allem an der SPD. Angesichts der Pläne der hessischen SPD-Chefin Andrea Ypsilanti für eine von Links tolerierte rot-grüne Koalition spürt Huber Rückenwind. Die Situation in Hessen mache die Bedeutung der Bayernwahl erst so richtig deutlich, sagt er. Dass die Wähler die Landtagswahl als unwichtig einstufen könnten, ist die größte Sorge Hubers. 2003 hatte die Wahlbeteiligung von 57 Prozent einen Negativrekord aufgestellt. Edmund Stoiber hatte zwar über 60 Prozent der Stimmen geholt, die CSU war aber von weniger Menschen als bei der vorherigen Wahl gewählt worden. Deshalb plant Huber "eine Mobilisierungskampagne, wie sie die CSU noch nicht gesehen hat". Alle Haushalte wollten seine Leute in den verbleibenden Wochen direkt ansprechen. "Das wird die größte Ansprache der Bürger, die wir je gemacht haben." In dem an Themen bislang armen Wahlkampf scheint Huber vor allem mit seinem Steuerkonzept punkten zu wollen. Außerdem hat er SPD-Chef Kurt Beck so eindeutig ins Visier genommen, dass eine Belastung für die große Koalition in Berlin droht. "Heuchelei" wirft Huber Beck vor, weil dieser einerseits den Stasi-Opfern gedenke und andererseits mit der SED-Nachfolgepartei "kungelt". Die unklare Haltung der SPD zur Linken sei eine "persönliche Schuld" Becks. 2009 müsse Schluss sein mit der großen Koalition - die Weichen dazu will Huber mit einem Erfolg seiner Partei in Bayern stellen.

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