Leserbriefe Grenell Warum bekommt er diese Bühne?

Wenn die US-Amerikaner bei der letzten Präsidentenwahl einem paranoiden Rattenfänger auf den Leim gegangen sind, ist das schlimm genug. Warum bietet aber ausgerechnet die Saarbrücker Zeitung der Trump-Bulldogge Grenell eine Bühne?

 Richard Grenell, US-Botschafter in Deutschland, warnte in seinem Gastbeitrag in der SZ: „Putins Macht über Europas Energie ist gefährlich“.

Richard Grenell, US-Botschafter in Deutschland, warnte in seinem Gastbeitrag in der SZ: „Putins Macht über Europas Energie ist gefährlich“.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die ersten Auftritte dieses sehr sonderbaren Botschafters in Deutschland waren, gemessen an diplomatischen Gepflogenheiten, gelinde gesagt, mehr als befremdlich. Herr Grenell, das beweist auch sein Gastbeitrag in der SZ, scheint bis heute nicht begriffen zu haben, dass er als diplomatischer Vertreter in einem souveränen Staat zwar Gastrecht genießt, aber nicht weisungsbefugt ist. Die Stänkerei gegen das Nord-Stream-Projekt ist so alt wie das Projekt selbst. Gegen das Projekt stehen (natürlich) handfeste ukrainische und amerikanische Interessen: Die Ukraine ist scharf auf Durchleitungsgebühren, Amerika war unter Obama scharf auf einen gut dotierten Job im ukrainischen Gasgeschäft (für den jüngeren Sohn des Vizepräsidenten Biden), und Trump ist scharf auf einen Absatzmarkt für sein Fracking-Gas. Das beste Argument gegen Energiegeschäfte mit Amerika liefert Trump selbst: Russland war, was seine Vertragstreue im wirtschaftlichen Bereich angeht, stets zuverlässig. Wie sicher können in einem so vitalen Bereich wie der Energieversorgung dagegen Lieferverträge mit den USA sein? Heutzutage kann man sich leider keinen unberechenbareren, ja unzurechnungsfähigeren Vertrags„partner“ mehr vorstellen als ein Amerika unter Trump.

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