Lehren aus der Krim-Krise

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche Liebe Leserinnen, liebe Leser, die alten Erklärungsmuster aus den Zeiten des Kalten Krieges greifen nicht mehr.

Auch Russland agiert heute anders als früher die Sowjetunion. Das Säbelrasseln von Kremlchef Wladimir Putin in der Krim-Krise ist nicht nur Ausdruck einer militärischen Expansionspolitik. Unabhängig davon, wie man Putin und sein Vorgehen bewertet, geht es auch um nachvollziehbare russische Sicherheitsinteressen. Ist doch die Schwarzmeerflotte seit mehr als 200 Jahren hier stationiert und die zur Ukraine gehörende Halbinsel mehrheitlich von Russen bewohnt.

Die herausragende geopolitische Bedeutung macht den Konflikt so brisant und gefährlich. Obwohl Putin zu allem entschlossen scheint, kann aber auch er keinen Krieg wollen. Ist doch mittlerweile die russische Wirtschaft eng mit der des Westens verflochten. Nach Zuspitzung der Krim-Krise gingen Anfang der Woche weltweit die Aktienmärkte auf Talfahrt - aber nirgendwo so stark wie in Moskau. Ein Krieg würde Russland und seine einflussreichen neuen Oligarchen viel mehr kosten.

Die Ukraine kann sich keinen militärischen Konflikt leisten, weil sie schlicht kein Geld hat. Russland würde im Kriegsfall unvorstellbare Milliardenbeträge verlieren. Dennoch ist eine weitere Eskalation in der aufgeheizten und schwer kontrollierbaren Situation nicht ausgeschlossen. Eine diplomatische Lösung kann es aber nur geben, wenn Putin ein Gesichtsverlust erspart bleibt und die berechtigten Interessen Russlands berücksichtigt werden. Daran müssen sich auch die USA und die EU orientieren, wenn ihre Vermittlungsbemühungen Erfolg haben sollen.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort