Vereinte Nationen Warum der Klimagipfel Pessimismus befördert

New York · Gipfeltreffen sind so eine Sache. Meistens sind ihre thematischen Höhepunkte, die wichtigsten Aussagen und Beschlüsse nach wenigen Wochen vergessen. Viel spricht dafür, dass es mit dem „Klimagipfel“ der Vereinten Nationen ähnlich sein könnte.

US-Präsident Donald Trump spricht auf dem Klimgipfel in New York nicht über das Klima.

US-Präsident Donald Trump spricht auf dem Klimgipfel in New York nicht über das Klima.

Foto: dpa/Evan Vucci

Eine Mitschuld daran werden auch die drei aus deutscher Sicht wichtigsten Teilnehmer des Treffens tragen: Greta Thunberg, Angela Merkel und Donald Trump.

Greta Thunberg, die junge Klimaaktivistin und Symbolfigur der weltweiten Bewegung Fridays for Future, hat zwar mit ihrem apokalyptischen Wut-Auftritt in New York wieder einmal die Schlagzeilen erobert. Doch hat sie sich und dem Kampf gegen globale Erwärmung damit einen Gefallen getan? Einerseits verlangt sie von der Politik, auf die Wissenschaftler und die Fakten zu hören. Andererseits spricht sie von einer ihr „gestohlenen“ Kindheit und behauptet, Klimaschutz könne nicht mit technischen Lösungen betrieben werden. Hat sie vergessen, wo sie lebt? In Schweden ist noch niemand durch langsam steigende Meeresspiegel ertrunken. Schweden gilt als eine der führenden europäischen Nationen in Sachen Verringerung des Ausstoßes von klimaschädlichen Gasen wie CO2. Und technologische Fortschritte – wie Innovationen bei erneuerbaren Energien oder Elektrofahrzeugen – stehen in dem skandinavischen Land an vorderster Front der Klimaschutz-Bemühungen. Kritikern, die der 16-jährigen Thunberg eine Verkindlichung der Debatte vorwerfen, hat sie mit ihrer gut einstudierten Kurz-Rede vor den Vereinten Nationen sicherlich in die Hände gespielt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hielt im Gegensatz zu Thunberg eine uninspirierte, wenig beachtete Rede, die auf den halbherzigen Ergebnissen der Klimaschutz-Beschlüsse der Berliner Koalition fußte. In schon zehn oder 20 Jahren könnte man zu dem Fazit kommen, dass ausgerechnet die „Klimakanzlerin“ beim anhaltenden Nichteinhalten der Klimaschutzziele Deutschlands die wichtigste Rolle gespielt hat. Ihr dabei wohl fatalster Fehler war der panikartig verkündete Ausstieg aus der Atomenergie nach dem Fukushima-Desaster im Jahr 2011 – unter Missachtung der Tatsache, dass in Deutschland im Gegensatz zu Japan keine Tsunami-Gefahr besteht, Erdbeben der Stärke sieben, acht oder höher nicht stattfinden und Kern-Reaktoren der modernen Generation – anders als die veralteten Meiler von Fukushima und Tschernobyl – sicher, sauber und emissionsarm arbeiten. Deshalb setzte auch der frühere US-Präsident Barack Obama auf eine Renaissance der Atomkraft in den USA. Und es ist kein Wunder, dass Frankreich, das heute fast drei Viertel seines Stroms durch Kernkraft erzeugt, beim Kohlendioxidausstoß deutlich hinter Deutschland liegt. Auch wenn es die Grünen nicht hören wollen: Zu einer sauberen Energiewende in Deutschland, die schnell und effektiv sein soll, hätten Kernkraftwerke gehören müssen. Wissenschaftler des Weltklimarats sehen es übrigens ähnlich.

US-Präsident Donald Trump hatte in New York schließlich die Unverfrorenheit, den UN-Themenschwerpunkt auf Religionsfreiheit lenken zu wollen. Alle Welt redete über das Klima, nur der republikanische US-Präsident nicht. Das war eine gezielte Provokation des Klimawandel-Ignoranten, der globale Erwärmung weiter für eine Erfindung hält, Wetter-Phänomene wie Schneefall im Winter gerne als Beleg für seine fehlgeleitete Klima-Position ins Feld führt und nun wieder auf fossile Brennstoffe setzt. Wieder einmal ist in New York deutlich geworden: Von der Weltmacht USA ist hier keine Führungsrolle zu erwarten. Was zur Kernfrage lenkt: Wer führt eigentlich beim globalen Klimaschutz?

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