Keine Angst vor Urzeit-Echsen

Meinung · Die hohe Erlebnis-Qualität der Gondwana-Urzeit-Ausstellung scheint unstrittig. Freilich blieb ein Massenansturm gestern aus. Ein schlimmes Omen? Muss die Bekanntheit einer Einrichtung dieses Zuschnitts nicht sofort durch Mund-zu-Mund-Propaganda explodieren, statt gemächlich anzurumpeln? Ja und nein

Die hohe Erlebnis-Qualität der Gondwana-Urzeit-Ausstellung scheint unstrittig. Freilich blieb ein Massenansturm gestern aus. Ein schlimmes Omen? Muss die Bekanntheit einer Einrichtung dieses Zuschnitts nicht sofort durch Mund-zu-Mund-Propaganda explodieren, statt gemächlich anzurumpeln? Ja und nein. Weil Themenparks eben nicht nur das hiesige Publikum im Auge haben, sondern langfristig planende Kunden. Das verschafft Luft. Andererseits kann man das Eröffnungs-Datum in Tagen der Weihnachtsmarkt- und Shopping-Center-Konkurrenz abenteuerlich nennen. So bleibt die 250000-Jahresbesucher-Kalkulation für 2009 bestimmt Utopie. Merkwürdig: Alle wünschen dem Projekt Erfolg, aber keiner traut es ihm zu. Typisch saarländische Verzagtheit? Nicht nur. Um republikweit als "Knaller" durchzugehen, ist das Angebot quantitativ nicht überwältigend genug, hätte es vielleicht auch lebender Tiere bedurft. Gondwana wird den Saar-Tourismus nicht zum Brodeln bringen. Allerdings darf man den Nutzen dieses Zusatz-Angebots nicht unterschätzen. Vergnügungsparks gehören mittlerweile zur touristischen Standard-Infrastruktur. Wer Ja sagt zu einem Bostalsee-Feriendorf, für den ist Gondwana zwingend. Trotzdem bleibt der Park ein Politikum. Die CDU-Landesregierung hat ihn dazu gemacht, durch hohe Erwartungen in seine Leuchtturm-Funktion, auch in seine Lokomotiv-Leistung für die Gruben-Brache Reden. Üppig und nicht wirklich transparent flossen die Steuergeld-Millionen. Insofern besitzt "Das Prähistiorium" nahezu Symbolwert für Ansiedlungs- und Zukunfts-Instinkt Peter-Müllers. Das ist eine Überfrachtung. Gleichwohl erklärt sie, warum Aufblühen oder Sterben des Redener Unternehmens nicht unter privates Investor-Risiko fallen. Erfolg ist hier von höchstem öffentlichen Interesse. Insofern heißt es, Schwachpunkte offen zu benennen: die nur mäßig aggressive Werbe-Arbeit, die Preis-Politik, die schlechte Ausschilderung, der Verzicht auf eine konsequente Dreisprachigkeit der Infotafeln - ohne französisches oder Airbase-Publikum kann Gondwana nicht rund laufen. Ohne Optimismus auch nicht. Es gilt, die Horror-Szenarien auf ein realistisches Maß zurückzuschrauben. Denn was passiert, wenn die Sache floppt? Dann sind, was schlimm genug, aber keine Ausnahme wäre, Millionen an Fördermitteln verpufft, auch wäre das Land um eine Image-Delle reicher. Hoffnungen wären futsch - aber nur 30 Arbeitsplätze weg. Für eine Katastrophe reicht all das nicht aus. Höchstens für ein Wahlkampf-Thema - womöglich 2014.

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