Juppé auf dem Weg in den Elysée

Paris · Ob es ein Wink des Schicksals war, dass Alain Juppé bei der Fernsehdebatte der Kandidaten für die Vorwahlen der Konservativen das Schlusswort zugelost bekam? Auf alle Fälle tat es gut, den abgeklärten Ex-Premier nach fast zweieinhalb Stunden mit einer zuversichtlichen Note zu hören: "Wenn wir die notwendigen Veränderungen vornehmen, wird Frankreich wieder ein Land, wo man gut leben kann", sagte der 71-Jährige. "Ich will euch auf den Weg der Hoffnung führen." Genau die brauchen die Franzosen nach vier Jahren François Hollande .

Dieser versuchte zuletzt, seine Amtszeit auf peinliche Art und Weise zu rechtfertigen. Seine deplatzierten Bekenntnisse, die er zwei Journalisten in einem Buch anvertraute, ließen sogar seine Anhänger von ihm abrücken. Damit hat Hollande wohl alle Chancen der Sozialisten verspielt, nächstes Jahr in die Stichwahl zu kommen. Umso mehr sind damit die Vorwahlen der Republikaner im November zu einer Vorentscheidung für das Präsidentenamt geworden, das der konservative Kandidat und die Rechtspopulistin Marine Le Pen unter sich ausmachen dürften - mit den klar besseren Aussichten für den Konservativen.

"Ich bin bereit", sagte Juppé in seinem Schlusswort. Souverän spulte der Bürgermeister von Bordeaux vor rund fünf Millionen Zuschauern sein Programm ab und verzichtete auf Seitenhiebe gegen seinen größten Rivalen Nicolas Sarkozy . Dem als "Rampensau" bekannten Ex-Präsidenten war von Anfang an anzusehen, dass ihm das reglementierte Format der Fernsehdebatte nicht gefiel. Der 61-Jährige wirkte zwischen den sechs anderen Kandidaten angespannt und zeigte nur beim Thema innere Sicherheit seinen gewohnten Biss. In Umfragen nach der Sendung lag er denn mit 22 Prozent auch hinter dem ohnehin seit Monaten führenden Juppé, dem 36 Prozent der Zuschauer den besten Auftritt bescheinigten.

Die erste von drei Debatten, die ohne große Attacken ablief, änderte allerdings die Wahlsichten der Zuschauer nicht. Das dürfte vor allem Sarkozy enttäuschen, dessen Abstand zu Juppé sich in den vergangenen Wochen vergrößert hatte. Der Favorit umwirbt auch die von Hollande enttäuschten Sozialisten , die zu den Vorwahlen gehen könnten, um Sarkozy zu verhindern. Die erstmals abgehaltenen "Primaires" im November sind für Wähler der Rechten und des Zentrums offen, die sich lediglich zu deren Werten bekennen müssen, ohne ein Parteibuch zu haben.

"Ich stehe für eine Vision der französischen Gesellschaft, die die Verschiedenartigkeit respektiert", warb Juppé gleich in seinem Eingangsstatement für sein Konzept eines harmonischen Zusammenlebens auch mit den französischen Muslimen. Sarkozy versuchte seinerseits wie erwartet, mit stramm rechten Sprüchen bei den Wählern des Front National zu punkten. "Die Frage ist nicht, ob es ein neues Attentat geben wird, sondern wann." Deshalb forderte der einstige Innenminister erneut eine vorbeugende Internierung aller Terrorverdächtigen. Aggressiv wurde er, als es um die zahlreichen Affären ging, in die er verwickelt ist. So läuft ein Ermittlungsverfahren wegen illegaler Finanzierung seines Wahlkampfes im Jahr 2012.

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