Jede Energie hat ihren Preis

Meinung · Eigentlich stehen wir bei der Energieversorgung in Deutschland doch sehr proper da. Es geht bei uns vordringlich nicht um die Frage, wie wir unseren Energiehunger sättigen können, denn dazu stehen Stromerzeugungsangebote in Hülle und Fülle zur Verfügung

Eigentlich stehen wir bei der Energieversorgung in Deutschland doch sehr proper da. Es geht bei uns vordringlich nicht um die Frage, wie wir unseren Energiehunger sättigen können, denn dazu stehen Stromerzeugungsangebote in Hülle und Fülle zur Verfügung. Hierzulande geht es vielmehr um Feinheiten: Wie umweltfreundlich, wie vernünftig, wie kostengünstig stellen wir unseren Haushalten und Betrieben die Elektrizität zur Verfügung? Diese Kriterien sind keineswegs gleichzeitig zu erfüllen. So ist Strom aus Braunkohle zwar nicht teuer, aber auch nicht umweltfreundlich, wenn man den Ausstoß von Kohlendioxid pro erzeugter Kilowattstunde Strom zum Maßstab nimmt. Andererseits ist Elektrizität aus Windkraft zwar ökologisch vernünftig, weil ressourcenschonend und frei von Abgasen, aber nicht ganz zuverlässig, wenn nämlich Windstille herrscht. Zudem betrachten viele Bürger die zunehmende "Verspargelung der Landschaft" als Zumutung. Vor diesem Hintergrund muss auch die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken, die in Teilen von FDP und Union mit Nachdruck gefordert wird, kritisch hinterfragt werden. Klar ist, Kernkraftwerke stoßen kein Kohlendioxid aus, auch dann nicht, wenn sie über drei oder vier Jahrzehnte hinaus am Netz bleiben sollen. Sie produzieren auch einen relativ kostengünstigen Strom, wenn sie nicht wegen technischer Pannen, wie etwa die Reaktoren von Krümmel und Brunsbüttel, jahrelang außer Betrieb sind. Bei der Laufzeitverlängerung, wie sie von der Atomlobby mit Vehemenz gefordert wird, kommen aber zwei weitere Aspekte hinzu, die bisher nicht ausreichend gewürdigt wurden. Das eine ist die wachsende Störanfälligkeit alternder Reaktoren, das andere ist die immer noch nicht geklärte Entsorgung von Atommüll.Was die Zuverlässigkeit von in die Jahre gekommenen Atomreaktoren angeht, verfügen wir vor der saarländischen Haustür über ein hervorragendes Anschauungsmaterial. Allein in den letzten fünf Monaten wurden in Cattenom sechsmal Meiler wegen technischer Probleme heruntergefahren oder mit einer Schnellabschaltung zum Stillstand gebracht. Ferner stellte sich bei der Inspektion in zwei Blöcken heraus, dass Steuerstäbe im Reaktorkern stecken geblieben sind. Das zeigt, dass auch die Nukleartechnik mit zunehmendem Alter immer störanfälliger wird - ein Umstand, der durch billige Stromproduktion nur schwer zu kompensieren ist. Alte Meiler produzieren weiterhin atomaren Müll, dessen (teure) Endlagerung völlig ungeklärt ist und gegen den sich ein Großteil der Bevölkerung heftig zur Wehr setzt.

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