In Mainz dreht sich schon das Kandidaten-Karussell

Mainz. Da war er, der Satz, den sie in Rheinland-Pfalz so gefürchtet hatten: "Natürlich" überlege er, nach Berlin zu gehen und 2009 für den Bundestag zu kandidieren, sagte SPD-Chef Kurt Beck vergangene Woche. Das sei doch "logisch" und hänge mit der K-Frage zusammen. Entschieden ist nach Angaben des Mainzer Ministerpräsidenten zwar noch nichts

Mainz. Da war er, der Satz, den sie in Rheinland-Pfalz so gefürchtet hatten: "Natürlich" überlege er, nach Berlin zu gehen und 2009 für den Bundestag zu kandidieren, sagte SPD-Chef Kurt Beck vergangene Woche. Das sei doch "logisch" und hänge mit der K-Frage zusammen. Entschieden ist nach Angaben des Mainzer Ministerpräsidenten zwar noch nichts. Dennoch löste der Satz in seiner Heimatpartei ein mittleres Erdbeben aus: Das Rennen um die Nachfolge in der Staatskanzlei ist nun eröffnet. Und wer es machen wird, ist völlig offen.Gehen lassen sie ihn nicht gern, zu viel hat die rheinland-pfälzische SPD ihrem Chef zu verdanken. Zudem sei Beck in Berlin gar nicht willkommen, da habe er keinen Rückhalt, sagen sie in der Pfalz. Zu gut bekannt ist inzwischen die Abneigung des "Chefs" gegen das hektische Hauptstadttreiben. Ganz anders sieht es beispielsweise der Landauer Politikwissenschaftler Ulrich Sarcinelli: Beck müsse als Parteivorsitzender die Dinge energischer in die Hand nehmen, sagte er jüngst im Sender SWR. "Das geht eigentlich nur in Berlin."Tatsächlich hat sich bei Beck etwas verändert. Seit den Ferien sei er wie ausgewechselt, heißt es in der SPD Rheinland-Pfalz. In der Landtagsfraktion schiebe er Projekte an, gehe in die Offensive. "Er wirkt wie jemand, der eine Entscheidung getroffen hat", sagt einer. Das beflügelt die ohnehin schwelende Nachfolge-Debatte. Seit Beck 2006 Bundesvorsitzender wurde, gelten Bildungsministerin Doris Ahnen und Wirtschaftsminister Hendrik Hering als Kronprinzessin und Kronprinz. Die 43-jährige Ministerin hat eine Bilderbuch-Karriere hinter sich, zeichnet verantwortlich für das Vorzeigeprojekt Ganztagsschule und ist seit ihrem Umzug nach Mainz fest in einer SPD-Region verankert. Der Jurist Hering (44) kann dagegen neben einer stabilen Partei-Karriere Erfahrungen in den Ressorts Umwelt und Inneres vorweisen, seit 2006 ist er Superminister für Wirtschaft, Landwirtschaft, Verkehr und Weinbau. Dazu bringt Hering die in Rheinland-Pfalz so wichtige Verankerung "vor Ort" mit. Ahnen wie Hering vertreten den Chef bei Terminen im Land, doch als Nachfolger konnte sich bislang keiner von beiden eindeutig profilieren.So geht der Blick immer mal wieder zu SPD-Fraktionschef Jochen Hartloff. In der Partei allerdings ist zu hören, dem Kuseler Bürgermeister fehle das Profil zum Politiker mit Ressort-Format. Innenminister Karl Peter Bruch ist zwar Becks Stellvertreter als Ministerpräsident, wird aber nach einer Reihe kleinerer Affären in der Nachfolge-Diskussion nicht mehr genannt. Zudem ist er mit 62 Jähren älter als Beck und könnte kaum für einen Generationswechsel stehen.Stattdessen fällt in der Diskussion immer wieder der Name von Bruchs Staatssekretär, Roger Lewentz. Der 45-Jährige gilt als strategisch bewandert und volksnah. Lewentz organisierte als Generalsekretär den Landtagswahlkampf 2006, der eine absolute Parlamentsmehrheit für die SPD brachte. Kaum einer kennt die Landes-SPD so gut wie er - und kaum einer ist so gut verankert in der Partei. Sein Handicap: Als Innen-Staatssekretär sammelt Lewentz erst seit 2006 Erfahrungen in einem Regierungsamt. Für den Generationswechsel spricht auch, dass die CDU bei der Wahl 2011 einen jungen und energischen Spitzenkandidaten präsentieren dürfte. Wenn Beck einen Nachfolger installieren wolle, sei 2009 der richtige Zeitpunkt, sagt ein langjähriger Weggefährte. Der Neue hätte dann zwei Jahre Zeit, sich im Land bekanntzumachen und den Amtsbonus für die Wahl zu nutzen.

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