In der Kostenfalle

Die Sanierung des Saarbrücker Ludwigsparkstadions wird um 25 Prozent teurer als zunächst geplant. 20 Millionen Euro statt 16 Millionen. Bauherrin ist die Stadt, die zusammen mit dem Land für die Kosten aufkommt.

Und die Bevölkerung echauffiert sich. Was hätte für das Geld alles gekauft, gerettet oder gepflegt werden können? Kindergärten, Botanischer Garten, Straßen . . . In solchen Debatten schaffen es nur die wenigsten, zwischen erhaltenden und Zukunfts-Investitionen zu differenzieren. Viele sagen: ein unnötiger Bau. Und außerdem - war doch klar, dass das Stadion teurer wird. Ist ja immer so, wenn die öffentliche Hand baut.

Eine Studie der Universität Oxford belegt das. 260 Großprojekte haben die Forscher untersucht. Ergebnis: Neun von zehn öffentlichen Bauvorhaben kosten mehr als geplant. Die Liste ist auch im Saarland lang. Vierter Pavillon, HTW-Gebäude, nun auch das Stadion. Die neue Arena in Elversberg wird übrigens ebenfalls teurer. Um wieviel, das sagen die Bauherren nicht. Müssen sie auch nicht, weil sie mit privaten Mitteln wirtschaften. Festzuhalten bleibt: Bei privaten Objekten können die Kosten genauso aus dem Ruder laufen. Es bekommt meist nur niemand mit.

Doch warum wird so ein Projekt teurer? In Saarbrücken sind es Mehrausgaben für Sicherheit und Brandschutz . Womit wir bei den Bauvorschriften wären. Vor allem der Brandschutz wird immer strenger ausgelegt, was inzwischen auch Faschingsveranstaltungen das Licht ausknipst. Manche Halle erfüllt die Auflagen nicht mehr.

Ein weiterer Kostentreiber ist der Baupreis-Index. Das statistische Bundesamt veröffentlicht vierteljährlich Preise für Baustoffe. An diesen Werten orientieren sich Kostenberechnungen. Eine Falle, in die die Stadt Kaiserslautern getappt ist. So sollte der Umbau des Betzenbergs ursprünglich 48,3 Millionen Euro kosten. Weil der Stahlpreis in die Höhe schnellte, waren es am Ende gut 70 Millionen. Ein weiterer Punkt: Bei öffentlichen Ausschreibungen sollte immer der billigste Anbieter gewinnen. Dass er nicht immer der beste ist, versteht sich von selbst - die Trickkiste der Baubranche gibt einiges her.

Einen Ausweg aus der Kostenfalle zu finden, ist also schwierig. Und dann sind da auch noch die Politiker. Sie müssen für Bauprojekte Mehrheiten beschaffen. Was nach ihrem Empfinden offenbar nur dann gelingt, wenn der Preis niedrig ist. Ob er auch realistisch ist, scheint egal. Auf die oben beschriebenen Risiken nehmen sie bei ihrer Kostenberechnung nur selten Rücksicht. Dabei könnte es doch so einfach sein. Beispiel Ludwigspark: Hätten Stadt und Land 25 Millionen veranschlagt und letztlich für 20 Millionen gebaut, könnten sie sich bei der Eröffnung 2018 als grandiose Sparfüchse feiern lassen. So aber sind sie nur die großen Verlierer.

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