Im Namen Gottes
Der Anschlag auf das Satireblatt "Charlie Hebdo" ist mehr als ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Er ist ein Anschlag auf die Kultur, auf unsere Grundwerte, und damit wird die Terrortat noch schlimmer, als sie ohnehin schon ist.
Zu allem Überfluss haben die verblendeten Täter, die in ihrer Radikalität an IS-Terroristen erinnern, ihrem vorgeblichen Schutzobjekt, dem Islam , einen furchtbaren Bärendienst erwiesen.
Jetzt ist sie wieder da, die Diskussion um den Islamismus, der nach Ansicht der meisten Gläubigen nichts mit dem Islam zu tun hat, ja eine Pervertierung desselben sei. Leider bringt diese Erkenntnis weder potenzielle Täter zur Besinnung noch hilft sie den Opfern von Fanatikern, die sich auf ihre Götter berufen. Im Namen Gottes sind schon unzählige Menschen getötet und gequält worden, im Namen Gottes gab und gibt es Terror auf dem gesamten Erdball. Dazu gehört auch der Druck auf die freie Presse, das Herzstück der Demokratie .
Despektierliche Karikaturen über Mohammed waren mehrfach schon Anlass für Fundamentalisten, Drohungen auszusprechen oder Brandanschläge zu verüben. Aber dieses Massaker von Paris hat eine neue Dimension. Es ist eine Herausforderung an uns alle. Und deshalb erfordert diese Tat nicht nur das Zusammenstehen aller Kulturnationen, sondern einen neuen abrahamitischen Leitsatz, den alle religiösen Autoritäten auf dieser Welt predigen müssten: Gott kann man nicht beleidigen! Gott steht über allen menschlichen Irrungen und Wirrungen, er ist nicht beleidigbar. Wenn Kinder schon in der Schule lernen würden, dass Jahwe, Jesus oder Allah das genaue Gegenteil von Gewalt und Selbstjustiz versinnbildlichen, wäre die Menschheit vermutlich einen großen Schritt weiter.
Leider muss damit gerechnet werden, dass diese furchtbare Tat von Paris politisch instrumentalisiert wird. Vor allem von der Seite, die schon immer gewusst hat, wie gefährlich "der Islam " ist. Auch deshalb ist es gut, dass sich die gesamte zivilisierte Welt von dem gottlosen Anschlag von Paris distanziert hat. Selbst das saudische Königshaus, das mit seinem Macht-orientierten Festhalten am archaischen Wahhabismus nicht ganz unschuldig ist an der Verblendung der Fanatiker, hat "Mohammeds Rächer" verurteilt. Noch besser wäre es, Riad würde auch dem eigenen Volk endlich Gedankenfreiheit geben, denn tatsächlich ist die Freiheit der Meinung elementar für jede freie Gesellschaft. Das kostbare Gut Pressefreiheit zu verteidigen ist die Pflicht eines jeden Menschen, der sich auf Gott beruft.
Jenseits aller politischen oder religiösen Erwägungen bleibt allerdings ein Faktum, das sich in diesem irdischen Leben wohl nicht mehr ausrotten lässt: die menschliche Verirrung. Gegen Verblendung und Fanatismus ist kein Kraut gewachsen.