Das Bielefelder "Westfalen-Blatt" empört sich über die afghanische Regierung, die trotz heftiger Proteste lediglich die Überprüfung ihres neuen Ehegesetzes zugesteht: Das geplante Ehegesetz, das nur für schiitische Frauen gelten soll, bedeutet einen Rückf

Das Bielefelder "Westfalen-Blatt" empört sich über die afghanische Regierung, die trotz heftiger Proteste lediglich die Überprüfung ihres neuen Ehegesetzes zugesteht: Das geplante Ehegesetz, das nur für schiitische Frauen gelten soll, bedeutet einen Rückfall in Zeiten der radikal-islamischen, barbarischen Taliban

Das Bielefelder "Westfalen-Blatt" empört sich über die afghanische Regierung, die trotz heftiger Proteste lediglich die Überprüfung ihres neuen Ehegesetzes zugesteht: Das geplante Ehegesetz, das nur für schiitische Frauen gelten soll, bedeutet einen Rückfall in Zeiten der radikal-islamischen, barbarischen Taliban. Warum sollen Nato-Soldaten ihr Leben aufs Spiel setzen, um derartige Vorschriften zu verteidigen? Da wird festgelegt, dass Frauen nicht ohne Erlaubnis ihrem Mannes das Haus verlassen dürfen. Warum schreibt ein Gesetz vor, wie oft in der Woche eine Frau ihrem Ehemann sexuell zur Verfügung stehen soll? Was hat das alles mit Religion zu tun, wie es ein schiitischer Geistlicher in Kabul den Kritikern weismachen will? Auch die "Rheinische Post" aus Düsseldorf fordert von Präsident Karsai eine klare Umkehr: Mit der Überprüfung des Gesetzes ist es nicht getan. Das Gesetz muss weg. Es ist untragbar, weil es Frauen zu Menschen zweiter Klasse degradiert, gleichsam zu rechtlosen Objekten in einer von Männern für Männer entworfenen Gesellschaft. (. . .) Karsai sollte sich bewusst sein, dass er nicht aus eigener Kraft an der Spitze des Staates steht. Er ist dort mit Unterstützung des Westens, um Afghanistan mit zu befrieden und in Maßen zu modernisieren nach Bürgerkrieg und Taliban-Willkür. Die "Neue Osnabrücker Zeitung" meint zum selben Thema: Bei Menschenrechten, Presse- und Meinungsfreiheit hat sich die Lage kontinuierlich verschlechtert. Viele Mädchenschulen sind längst geschlossen oder zerstört. Das Nachgeben des Präsidenten Karsai gegenüber dem steten Drängen radikalislamischer Kräfte ist Ausdruck seiner Schwäche. Seine Appelle an die Taliban, Frieden zu schließen statt zu schießen, offenbaren Hilflosigkeit. Zur Aufarbeitung des Amoklaufs von Winnenden schreiben die "Stuttgarter Nachrichten": Erst blamiert sich der Innenminister, weil er ein gefälschtes Tatbekenntnis für bare Münze nimmt. Dann hält er wochenlang mit der brisanten Erkenntnis hinterm Berg, dass der Täter trotz Verletzungen entkam. Nicht mal der Landtag erfuhr über die spektakuläre Wende. Die Aufarbeitung des Amoklaufs wird so allmählich zu einer Pannenserie. In einem Fall, der so viele Menschen traumatisiert hat, ist das ein Armutszeugnis.

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