Horst Seehofer steht mit dem Rücken zur Wand

München. Ein Bild sagt angeblich mehr als tausend Worte. Wenn dem so ist, steht es um den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer nicht zum Besten

München. Ein Bild sagt angeblich mehr als tausend Worte. Wenn dem so ist, steht es um den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Chef Horst Seehofer nicht zum Besten. Während die Medien ihn zu seinem Amtsantritt vor ziemlich genau einem Jahr als "Horst im Glück" mit Heiligenschein zeigten, werden jetzt andere Fotos herausgekramt: Seehofer blass, zerzaust, mit grimmigem Blick und zusammengekniffenen Lippen.Es scheint, als ob Seehofers Gegner in Politik und Medien derzeit zum Vernichtungsschlag ausholten. Prompt erschienen in einschlägigen Blättern auch noch Meldungen über Seehofers (Ex?-)Geliebte Anette Fröhlich, die Mutter der gemeinsamen Tochter Felicia (2), die jetzt arbeitslos sei und keine Unterstützung von Vater Seehofer erhalte.Klein kriegen kann man einen angeschlagenen Politiker auch, indem man Gerüchte über seine Gesundheit streut. Auch hier bietet Seehofer Angriffsflächen. Vor ein paar Jahren wuchs sich eine verschleppte Grippe zu einer lebensgefährlichen Herzmuskelentzündung aus. Nach seiner Genesung gelobte Seehofer, kürzer zu treten. Das Gegenteil trat ein, wie man weiß. Und vor einer Woche streckte wieder eine Grippe den 60-Jährigen nieder. Drei Tage habe er flachgelegen, berichtete Seehofer. Aber auch danach wirkte er gesundheitlich angeschlagen. So angeschlagen, dass Medien jetzt über einen Schwächeanfall und verschlechterte Herzwerte Seehofers berichteten. "Frei erfundener Quatsch", dementierte die bayerische Staatskanzlei hoch offiziell, was wiederum auf eine gesteigerte Empfindlichkeit schließen lässt. So etwas kommt üblicherweise auf den Tisch, wenn es politisch nicht mehr rund läuft, wie es bei Horst Seehofer seit der Bundestagswahl vom 27. September der Fall ist. Tagtäglich werden in der Presse die Eckpunkte seiner Pechsträhne aufgelistet: Schlechtes Wahlergebnis, Protest-Rücktritt seines Innen-Staatssekretärs, gesunkene Vertrauens- und Beliebtheitswerte und jetzt auch noch ein kapitaler Fehlschlag beim Versuch, das Traditionsunternehmen Quelle zu retten. "Peinliche Pleite", titelten auch konservative Zeitungen.Doch am Montag bietet sich für den CSU-Chef eine Chance, das Ruder herumzureißen zu entrinnen. Dann haben Parteivorstand und Parteiausschluss, der so genannte "Kleine Parteitag", über das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen in Berlin zu befinden. Und darüber, ob Seehofer seine zahlreichen Versprechen wenigstens einigermaßen eingehalten an. Wenn es einigermaßen geht, wird die CSU ihren Parteichef als Sieger von Berlin feiern. Denn sollte er abrupt hinwerfen, steht die Partei vor einem Trümmerhaufen. Nachfolger sind zwar schon lange in der Diskussion, aber keiner, der von einem Tag auf den anderen überzeugen würde: Der erst 37-jährige Karl-Theodor zu Guttenberg wäre allenfalls ein Kandidat für den Parteivorsitz, Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon ist ein kompetenter Finanzchef, aber kein Volkstribun. Umweltminister Markus Söder hat ebenso viel Machtinstinkt wie innerparteiliche Gegner.Und dann sind da noch die Ministerpräsidenten-Interessenten, die im Herbst 2008 gegenüber Seehofer den Kürzeren zogen. Vor allem Innenminister Joachim Herrmann könnten sich viele Franken an der Spitze des Freistaats vorstellen. Genannt wird neuerdings auch die gelegentlich aufmüpfige Sozialministerin und Ex-CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer.

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