Glosse Wutputzen

Die Welt ist noch gewalttätiger als gedacht. Allerdings wird viel Aggression offenbar inzwischen in sinnvolle Bahnen gelenkt, die im wahrsten Sinne des Wortes geordnet sind: durch Wutputzen.

Denn Putzen ist die Methode, mit der laut einer Umfrage 56 Prozent der Bundesbürger ihren Ärger herauslassen. Ob sich dieser nur auf Dreck oder die gesamte Welt bezieht, ist dabei unklar – für manche aber ohnehin ein und dasselbe. Und eigentlich war es ja auch offensichtlich, drücken doch schon die Worte, die Haushaltstätigkeiten umschreiben, viel Aggression aus. Da wird beim Bügeln kräftig Dampf abgelassen. Säuberungsaktionen, sonst ein Mittel von Diktaturen, sind in Bad und Küche gang und gäbe. Und wo befindet sich der Deckel, auf den mancher etwas bekommt? Natürlich im Haushalt.

Fragt sich nur noch, wer die 56 Prozent der Bundeswutputzer sind. Ungenannte Experten würden sagen: Alle Frauen und ein paar wenige ordnungsliebende Männer. Aber sie sollten lieber schweigen. Denn dieser Einwand würde gleich wütend weggeputzt mit dem Einwand: „Die sind doch nicht ganz sauber.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort