Glosse Lügenfasten

Der Februar ist noch wertvoller als gedacht. Denn in diesem Monat dürfen alle noch mal fröhlich die Wahrheit verbiegen, bevor einem dieser letzte Spaß bald auch noch vergällt wird. Richtig ist, dass die evangelische Kirche ihre Fastenaktion unter das Motto „sieben Wochen ohne Lügen“ stellt.

 (Symbolbild).

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Foto: dpa

Es geht also um Lügenfasten, was Menschen ungelogen besonders schwer fällt. Schließlich lügt die Mehrheit der Deutschen täglich. Und die Minderheit, die lauf Umfragen angeblich ehrlich ist, glaubt vermutlich nur, dass sie beim Flunkern nicht erwischt wird. Immerhin darf im Karneval noch gelogen werden („Ich brauche keinen Alkohol, um lustig zu sein“) – und dann wieder nach Karfreitag („Die Eier hat der Osterhase bemalt“). Wären doch die entsprechenden Feiern sonst nicht denkbar. Aber die sieben Wochen dazwischen könnten kritisch werden. Denn wer seinen Mitmenschen da die ungeschönte Wahrheit sagt, steht am Ende vielleicht ohne Job, Partner und Freunde da. Leichter wäre, sich auf eine einzige Lüge zu beschränkten: Also einfach mal sieben Minuten nicht lügen – und sich dann selbst vormachen, es seien sieben Wochen gewesen.

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