Glosse Anderweitig

Heute wird wieder das Wort des Jahres verkündet, wie jedes Jahr. Unberücksichtigt bleibt dabei sicher wieder die Wortgattung der Lieblingswörter.  Was ist zum Beispiel mit dem schönen Wort „anderweitig“, das die Schreiberin dieser Zeilen so sehr liebt?

Es muss wohl anderweitig verwendet werden, mangels Wahlmöglichkeiten also hier.

Und wann endlich wird die schöne Redewendung „merkwürdige Begebenheit“ wieder in den Sprachgebrauch hineingezwungen, wo sie fehlen, weil merkwürdige Begebenheiten zur Norm geworden sind und daher nicht mehr auffallen? Das „Kuddelmuddel“ könnte das Weltchaos so schön verniedlichen, ist aber selten zu hören. Und auch „Pustekuchen“ wird wohl nicht mehr wieder modern – jedenfalls nicht als jiddischer Ausdruck, der sinngemäß „von wegen“ bedeutet. Vielleicht bezeichnet „Pustekuchen“ ja stattdessen bald eine total leichte vegane Backware oder ein Geburtstagsgebäck mit Kerzen. Na gut, beides stimmt nicht, bietet aber endlich Gelegenheit für den Satz: „Zu hören, wie das Wort Pustekuchen anderweitig gebraucht wird, wäre in all dem Kuddelmuddel schon eine merkwürdige Begebenheit.“

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