Gesucht: Ein hoher Posten für Benedikts Besten

Rom. Im Vatikan dreht sich das Kandidaten-Karussell. Und der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, steht ganz oben auf der Liste wichtiger Kurienmitglieder, auf die neue Aufgaben zukommen könnten

Rom. Im Vatikan dreht sich das Kandidaten-Karussell. Und der Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., Erzbischof Georg Gänswein, steht ganz oben auf der Liste wichtiger Kurienmitglieder, auf die neue Aufgaben zukommen könnten. Der Vertraute des früheren Pontifex hat als Präfekt des Päpstlichen Hauses weiterhin eine Schlüsselposition inne: Er kontrolliert den Zugang zu Franziskus, denn als Präfekt verwaltet er den Terminkalender des Papstes.Derzeit pendelt der 56-Jährige aus dem südbadischen Riedern am Wald zwischen der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo, wo er Benedikt weiter zur Seite steht, und dem Vatikan. Gänswein werde "Präfekt des Päpstlichen Hauses bleiben und Benedikts Sekretär sein", hatte es nach Benedikts Rücktritt geheißen. An eine Zukunft für Gänswein in der Abgeschiedenheit des Klosters, in das Benedikt sich bald zurückziehen will, mag in Rom indes niemand glauben. Als Privatsekretär des einen und Terminverwalter des anderen Papstes wäre er kaum tragbar. Ließe sich doch der Eindruck nicht vermeiden, dass Benedikt über den Mittelsmann indirekt Einfluss auf das neue Pontifikat nimmt.

Mit der Ernennung zum Erzbischof und Präfekten des Päpstlichen Hauses hatte Benedikt erst im Dezember, kurz vor dem im Februar angekündigten Rücktritt, die Zukunft seines engsten Mitarbeiters gesichert. In der neuen Funktion hat Gänswein Anrecht auf einen wichtigen Posten in der Kirchen-Hierarchie. Als möglich gilt, dass Papst Franziskus den Badener zunächst zum Sekretär und später zum Chef einer wichtigen Kurienbehörde ernennt.

In Deutschland wurde bereits vor Benedikts Rücktritt spekuliert, dieser könnte seinen langjährigen Mitarbeiter mit einem Bistum belohnen. Mit Köln wird in absehbarer Zeit eine der bedeutendsten Erzdiözesen frei, die überdies traditionell mit der Kardinalswürde verbunden sind. Amtsinhaber Joachim Meisner soll sich in Rom für den als konservativ geltenden Gänswein stark gemacht haben. Allerdings: Nur wenn ihm der neue Papst den Vertrauten seines Vorgängers als Koadjutor zur Seite stellt, hätte Gänswein ein Anrecht auf die Nachfolge. Damit würde Franziskus jedoch ausgerechnet in einer der wichtigsten Erzdiözesen das Mitspracherecht der Gläubigen außer Kraft setzen und so einen Sympathieverlust riskieren. Alternativ könnte der Pontifex Gänswein auf die Dreier-Liste setzen, aus der das Domkapitel dann Meisners Nachfolger wählt. In Hamburg und Freiburg werden zwei weitere wichtige Diözesen frei, denen aber wenig Sympathien mit dem promovierten Theologen nachgesagt werden.

Gänswein, der Sohn eines Schmieds, war in Freiburg kurzzeitig persönlicher Referent des damaligen Erzbischofs Oskar Saier, ehe er in der römischen Kurie angestellt wurde. Dort hatte der sportlich auftretende Deutsche schnell den Ruf eines "George Clooney des Vatikan". Der damalige Kardinal Joseph Ratzinger machte ihn 2003 zu seinem persönlichen Sekretär. Gänswein, der sich später als "Schneepflug des Papstes" bezeichnete, stieß durch angeblich nicht immer höfliche Ablehnung von Audienz-Wünschen manchen kirchlichen Würdenträger vor den Kopf. In Deutschland ist der Erzbischof deshalb auch unter konservativen Bischöfen wenig beliebt.Foto: dpa

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