Geburtstag eines Ungeliebten

Meinung · Zehn Jahre ist es her, dass die Staats- und Regierungschefs der EU die Einführung eines einheitlichen Wirtschafts- und Währungsraums in zunächst elf Ländern beschlossen. Zu Beginn des Jahres 1999 wurde der Euro offizielle Währung, zunächst als Recheneinheit für die Finanzmärkte. Erst 2002 konnten die Euroraum-Bewohner dann mit echtem Geld bezahlen

Zehn Jahre ist es her, dass die Staats- und Regierungschefs der EU die Einführung eines einheitlichen Wirtschafts- und Währungsraums in zunächst elf Ländern beschlossen. Zu Beginn des Jahres 1999 wurde der Euro offizielle Währung, zunächst als Recheneinheit für die Finanzmärkte. Erst 2002 konnten die Euroraum-Bewohner dann mit echtem Geld bezahlen.Die Deutschen mussten sich damals nach über 50 Jahren schweren Herzens von ihrer geliebten D-Mark trennen, die zum Symbol für Wohlstand und Wirtschaftswunder geworden war. Den Euro haben sie seither zwar akzeptiert, aber nie lieben gelernt. Zu tief sitzt noch der Schock, dass viele Dinge des täglichen Lebens plötzlich wesentlich mehr kosteten. Die Deutschen antworteten auf den "Teuro" mit einer kollektiven Konsumverweigerung, die bis dato anhält. Viele fühlen sich heute ärmer und pfeifen auf die Statistiker, die ihnen jahrelang eine niedrige Inflationsrate vor Augen hielten, während die "gefühlte Inflation" beim täglichen Einkauf etwas anderes lehrt.

Noch heute hat die These viele Anhänger, nach der das Umtauschverhältnis von rund 1,96 Mark pro Euro zu ehrgeizig angesetzt war. Eine Relation von 1,50 Mark pro Euro hätte der damals durch die Wiedervereinigung stark beanspruchten deutschen Volkswirtschaft eher entsprochen. Zumindest wäre die Rezession, in die die deutsche Wirtschaft ab 2002 schlitterte, mit einer angenehmeren Relation von Mark zu Euro weniger schmerzhaft verlaufen, weil die Deutschen ihr Geld dann nicht so leidenschaftlich zusammengehalten hätten. Dennoch: Eine Alternative zum Euro hat es nie gegeben, auch wenn manches besser hätte laufen können. Gegenüber anderen Wirtschaftsräumen wie Nordamerika oder Ostasien muss Europa Profil und Selbstbewusstsein zeigen, und dazu gehört eine einheitliche Währung. Allein in den 15 Ländern des heutigen Euroraums leben 317 Millionen Menschen, ihr Anteil an der weltweiten Wertschöpfung liegt bei 14,6 Prozent.

Seit der Einführung der Wirtschafts- und Währungsunion hat sich außerdem viel getan. In den vergangenen zehn Jahren erreichte das durchschnittliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Euroland immerhin 2,2 Prozent. Die Arbeitslosenquote verringerte sich von zehn Prozent im Jahre 1998 auf heute 7,1 Prozent. Die Haushalts-Defizite der Euroland-Staaten sanken von 3,1 Prozent 2003 auf aktuell 0,6 Prozent. Über den Anteil des Euro an diesen Errungenschaften lässt sich streiten. Doch wäre ein europäischer Währungs-Flickenteppich ohne einheitliche Geld- und Haushaltspolitik mit Sicherheit weniger erfolgreich gewesen.

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