Fußball-Zauber

Es hatte sich lange angedeutet, die jetzt beendete Jubiläums-Saison war der Durchbruch: Im 50. Jahr ihres Bestehens hat es die Bundesliga zur Top-Position in Europa, ja in der ganzen Welt geschafft.

In keinem anderen Land ist der Fußball attraktiver, das Spiel spektakulärer, die Euphorie größer. Kein Land hat schönere Stadien, höhere Zuschauerzahlen und jüngere Stars. Nun krönt der deutsche Fußball seine schillernde Ausnahmestellung mit dem deutschen Finale in der Champions League. Und das im Kicker-Mekka Wembley.

Die Saison brachte - selbstverständlich - neue Rekorde: 91 Punkte fuhr der neue Meister ein, so viele wie noch keine Mannschaft zuvor. 14 Spiele hintereinander hat der FC Bayern gewonnen, auch das gab es noch nie. München dominierte die Szene - und dennoch wurde es nie langweilig. Das muss den Bundesliga-Klubs erstmal einer nachmachen. Auch Dortmund spielte oft klasse, Leverkusen stellt mit Stefan Kießling den Top-Schützen, und Bundestrainer Jogi Löw hat nicht nur eine "goldene Generation" zur Verfügung, sondern auch noch Riesenglück, dass der Glanz der Liga ein Problem überstrahlt: Sein Versuch, den besten Torschützen zu ignorieren, ist eigentlich skandalös. Weil diese Missachtung dem Sportsgeist widerspricht.

Der Zauber der Bundesliga speist sich auch aus den zahlreichen Überraschungsmomenten und natürlich aus Personalien: Da kommt ein Aufsteiger (aus Frankfurt) daher und rockt die Klasse mit erfrischend offensivem Fußball. Da stapelt ein Kauz aus dem Schwarzwald so tief, bis sein Jugendteam aus namenlosen Nachwuchskickern auf einen Streich zum sympathischsten Verein avanciert. Und, nicht weniger wichtig: In guter alter Tradition sorgt der FC Schalke 04 für Ärger und Aufregung, in absolut neuer Art bringt Greuther Fürth das Kunststück fertig, zu Hause kein einziges Spiel zu gewinnen, in bewährter Form strapaziert Hoffenheim die Nerven seiner Fans und spielt nach einer desaströsen Saison ausgerechnet beim amtierenden Meister in den allerletzten Minuten groß auf.

Bei dieser Liga könnte sogar Hitchcock neidisch werden: Spannung bis zum Schluss. Tränen, nicht nur bei Jupp Heynckes, dem eine fantastische Abschlussrunde gelungen ist. Topstars wie Thomas Müller, Marco Reuss und Mario Götze, die erst am Anfang ihrer Karriere stehen. Alles boomt, das deutsche Liga-System mit seiner seriösen Buchführung und der rigiden Finanzkontrolle hat die Las-Vegas-Kultur der anderen Länder ins Abseits gestellt. Und das Beste: Die Bundesliga mit ihren ausverkauften Häusern und der Total-Vermarktung auf allen Kanälen hat ihren Zenit noch lange nicht erreicht, im Gegenteil: Mit dem spanischen Welttrainer Guardiola kommt jetzt noch mehr Pep in die Liga . . .

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort