Freier Markt für die Milch

Meinung · Wenn Bauern streiken, ist es ernst. Die Landwirte bangen um den Fortbestand ihrer Höfe. Deckt der Milchpreis nicht die Kosten, wächst mit jedem Tag, an dem sie Milch liefern, das Loch in ihrer Betriebskasse. Täglich schwerste Arbeit für nichts. Die Wut der Milchviehhalter ist verständlich

Wenn Bauern streiken, ist es ernst. Die Landwirte bangen um den Fortbestand ihrer Höfe. Deckt der Milchpreis nicht die Kosten, wächst mit jedem Tag, an dem sie Milch liefern, das Loch in ihrer Betriebskasse. Täglich schwerste Arbeit für nichts. Die Wut der Milchviehhalter ist verständlich. Eine vierköpfige Familie koste ein fairer Milchpreis im Schnitt 3,20 Euro mehr pro Monat, argumentiert der Bauernpräsident. Sollte uns das Grundnahrungsmittel Milch nicht so viel wert sein, dass Bauern davon leben können?Die meisten werden spontan Ja sagen - aber ist diese Antwort wirklich ehrlich? Erinnert sei an das vorige Jahr, als Verbraucher steigende Preise für Milch und Butter massiv beklagten. Mal ehrlich, das Gros der Konsumenten möchte Lebensmittel so günstig wie möglich kaufen. Und das ist ökonomisch auch richtig. Wer solidarisch sein will, kann das heute schon an den Kassen beweisen: Er braucht nur zur teureren Biomilch zu greifen, für die Bauern faire Preise erhalten. Das tun nur wenige. Wer aber die günstigsten Preise will, sagt Ja zu einem Markt, der nach Angebot und Nachfrage funktioniert. Solch ein Markt ist brutal. Nur die Wettbewerbsfähigsten behaupten sich dort.

Die Alternative wäre ein staatlich oder von Brüssel reglementierter Milchpreis. Davon will man ja aber gerade wegkommen. 2015 soll das letzte große EU-Steuerungsinstrument, die Milchquote, wegfallen. Die Zeiten teurer Milchseen und Butterberge, als Milchbauern garantierte Preise bekamen, will doch niemand wieder erleben. Genauso wenig eine ausufernde Preisregulierungs-Bürokratie, die die Bauern bevormundet und zu Almosenempfängern macht. Abgesehen davon, könnten wie die Milchbauern auch die Schweinezüchter auf die Straße gehen. Sie erleben immer wieder genauso bittere Zeiten, in denen die Erlöse nicht die Kosten decken. Und nicht nur Bauern, auch Handwerker und viele andere Berufszweige haben mit solchen Existenzängsten zu kämpfen. Zugeständnisse höherer Preise für jede Gruppe wären für die Verbraucher unbezahlbar.

Die Milchbauern müssen sich am Markt bewähren und möglichst kostengünstig Milch liefern. Oder sich als Biobauer eine Nische erarbeiten. Ein weiterer Weg wäre, die Marktmacht der Bauern zu stärken. Die Molkereien, die großteils Genossenschaften sind, an denen die Bauern die Anteile halten, könnten sich zu größeren Betrieben zusammenschließen. Dann wächst ihre Verhandlungsmacht gegenüber den Einzelhandelskonzernen. Und der aktuelle Streik ist natürlich auch ein legitimes Mittel, um höhere Preise auf dem Markt durchzusetzen.

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