Flughafen im Nebel

Meinung · Der Start der Fluggesellschaft OLT im vorigen Herbst hatte Hoffnung geweckt, dass es endlich wieder aufwärts geht mit dem Flughafen Saarbrücken-Ensheim: neue attraktive Verbindungen, viele zehntausend Fluggäste zusätzlich, einige hunderttausend Euro mehr an Einnahmen und ein geringeres Millionendefizit. Umso enttäuschender ist nun das überraschende Aus der OLT

Der Start der Fluggesellschaft OLT im vorigen Herbst hatte Hoffnung geweckt, dass es endlich wieder aufwärts geht mit dem Flughafen Saarbrücken-Ensheim: neue attraktive Verbindungen, viele zehntausend Fluggäste zusätzlich, einige hunderttausend Euro mehr an Einnahmen und ein geringeres Millionendefizit. Umso enttäuschender ist nun das überraschende Aus der OLT. Die langjährigen Probleme kehren mit Wucht zurück. Die Lage des Flughafens ist ernüchternd, die Zukunft ungewiss.Der Flughafen leidet unter den Fehlern der vergangenen Jahre. Die Strategie, ausschließlich auf Linienflüge für Geschäftsreisende zu setzen, ist schon lange an ihre Grenzen gestoßen. Die Ferienfliegerei wurde dagegen sträflich vernachlässigt. Diese Versäumnisse wettzumachen, dürfte sehr schwer werden.

Zum Zweiten ist die von der Landesregierung ausgegebene Marke von 700 000 Passagieren pro Jahr in absehbarer Zeit kaum zu erreichen. Vor allem als Ziel ist das Saarland zu unattraktiv. So viele Firmenzentralen gibt es hier nicht, dass Geschäftskunden herströmen. Und leider hat das Saarland auch nicht das Zeug zum Urlaubsparadies. Hinzu kommt, dass Air Berlin, der Hauptanbieter in Ensheim, in der Sanierung steckt. Man muss also schon froh sein, wenn alle verbliebenen Strecken weiterhin geflogen werden. Dass die Landesregierung jetzt erhebt, welche Verbindungen sich Wirtschaft und Reisebranche überhaupt wünschen, ist ein überfälliger Schritt. Doch wie beeindruckend müssten die Ergebnisse ausfallen, damit Fluggesellschaften neue Strecken anbieten?

Drittens: Die EU wird im laufenden Verfahren gegen den Flughafen der grenzenlosen Subventioniererei ein Ende setzen. Das Defizit muss deshalb deutlich schrumpfen. Wie das gehen soll, weiß niemand. Denn die Airlines stehen eben in Saarbrücken nicht Schlange. Andere Geschäftsfelder, zum Beispiel ein Hotelbetrieb, existieren nur auf dem Papier. Oder sie stecken in Problemen, wie die Flugzeugwartung der Contact Air, die durch das Aus der Mutter OLT ebenfalls bedroht ist.

Viertens: Die Flughäfen Saarbrücken und Zweibrücken schaden einander. Die unter der Jamaika-Regierung favorisierte Kooperation wird nicht mehr mit Nachdruck verfolgt - und die Chancen sind wohl auch kleiner, als man damals hoffte. Unbestreitbar genügt ein Flughafen in der Region. Doch Saarland und Rheinland-Pfalz halten jeweils verbissen an ihrem Standort fest. Ein unabhängiges Gutachten könnte klären, wo es die besten Perspektiven gibt. Doch auf solch eine Studie wird sich keine Regierung einlassen. Mancher im Saarland mag nun hoffen, dass Mainz angesichts mehrerer EU-Verfahren den Flughafen Hahn rettet und dafür Zweibrücken aufgibt. Doch Hoffnung genügt nicht. Der Flughafen Ensheim braucht klare Perspektiven.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort