Falscher Umgang mit der AfD

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche Liebe Leserinnen, liebe Leser, die etablierten Parteien haben noch keine richtigen Antworten auf das Phänomen der Alternative für Deutschland (AfD) gefunden.

Wer eine neue Partei ausgrenzt oder unfair behandelt, schwächt sie nicht, sondern stärkt den Zusammenhalt ihrer Mitglieder und mobilisiert ihre Sympathisanten. Ein Teil des Erfolges der AfD erklärt sich durch Fehler der politischen Wettbewerber. Sie setzen zu wenig auf Argumente und zu sehr auf eine pauschale Verortung der AfD in einer rechtspopulistischen Schmuddelecke. Beides ist gefährlich, da einerseits viele Euro- und Europakritiker beleidigt werden und anderseits orientierungslose Rechtsextreme dies quasi als Wahlempfehlung verstehen. Das weithin unbekannte Programm der AfD und das, was davon bei ihren Wählern ankommt, haben nur wenig miteinander zu tun. Bernd Lucke, Olaf Henkel und ihre Partei sind moderater als öffentliche Bewertungen vermuten lassen. Dennoch gib es genügend Gründe, sich kritisch mit der AfD, ihren innerparteilichen Querelen, problematischen Botschaften oder schrägen Aussagen zu beschäftigen. Eine Entzauberung der AfD setzt aber eine intensive Auseinandersetzung voraus. Solange diese vernachlässigt wird, kann Lucke die Lücke ausnutzen, die nach Hinwendung der CDU zur Mitte entstanden ist. Dass jenseits der beiden großen Volksparteien eine langfristige Profilierung möglich ist, haben Grüne und Linke gezeigt. Warum sollte rechts von der CDU undenkbar sein, was links von der SPD möglich war? Dies gilt vor allem dann, wenn es den etablierten Parteien nicht gelingt, Kritik an Euro und Europa überzeugender zu entkräften. Beide haben es verdient.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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