„Exzellentes“ Potenzial

Deutschland ist nicht gerade ein rohstoffreiches Land, sieht man mal von seinen Kohlevorkommen ab. Umso wichtiger wird es, einen anderen "Schatz" zu heben: das Intelligenzpotenzial der Menschen. Doch das hat die Politik lange Zeit unterschätzt.

So kam es, dass Top-Wissenschaftler lieber ins Ausland gingen, weil sie dort deutlich bessere Rahmenbedingungen für ihre Forschungen vorfinden. Allein zwischen 1996 und 2011 wanderten 4000 Spitzenkräfte mehr ab, als in dieser Zeit nach Deutschland kamen.

Doch es gibt Hoffnung. Mit der vor über zehn Jahren angeschobenen "Exzellenzinitiative", einem Programm von Bund und Ländern, das Spitzenforschung fördern und deutsche Universitäten für den globalen Wettbewerb fit machen soll, ist Deutschland auf dem richtigen Weg. So liest sich jedenfalls der jetzt veröffentlichte Bericht einer Expertenkommission, ohne sich im Lob zu erschöpfen. Nur ein Beispiel: Zwar gibt es so viele Studenten wie noch nie. Doch die Zahl der Professoren hält damit nicht Schritt, weil einschlägige Länder-Verordnungen für jede neue Professur eine erhöhte Zuweisung von Studenten vorsehen.

Dass die Kommission die Programmfortführung empfliehlt, ist eine gute Nachricht. Auch fürs Saarland. Ihr Gutachten lobt besonders die Leistungen in den 43 Forschungsclustern. Immerhin hat seit 2007 auch die Saar-Uni auf dem Feld "Multimodal Computing and Interaction" in der Informatik einen solchen geförderten Spitzenbereich mit 120 Mitarbeitern. Er erhält 33,8 Millionen Euro in der Förderperiode von 2012 bis 2017. Dass 31 der Leiter von wissenschaftlichen Nachwuchsgruppen des Saarbrücker Clusters heute Lehrstühle im In- und Ausland haben, zeigt dessen herausragende Bedeutung.

Für das Saarland ist eine andere Idee der Kommission äußerst misslich: das Ende der Förderung von Gaduiertenschulen. Das würde eines der beiden Exzellenz-Standbeine der Saar-Uni kappen. Immerhin erhält die Graduiertenschule im Saarland mit ihren beiden Beschäftigten, die 350 Studenten bei ihrer Promotion betreuen, bis 2017 über sieben Millionen Euro. Ein stolzer Betrag für eine Hochschule, die ihre Qualität unter enormem Spardruck wahren will. Die Empfehlung ist aber auch ohne regionale Brille sehr kritisch zu sehen. Findet doch gerade in der Phase der Promotion innovativste, also ,,exzellente" Forschung statt.

Entscheidend bleibt, dass die Export- und Bildungsrepublik Deutschand aber weiter politischen Willen und finanzielle Kraft aufwendet, besondere Foschungsleistungen im eigenen Land möglich zu machen. Bei den Patenten war Deutschland 2014 zwar Europameister. Die USA vermeldeten damals allerdings mehr als doppelt so viele Anmeldungen. Positiv gesagt: In Deutschlands Rohstoff "Bildung" steckt noch großes Potenzial.

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