Es ist Zeit für Legenden

Angst vor Terror. Doping und der nicht erfolgte Ausschluss der Russen. Mängel im olympischen Dorf. Demonstrationen der Menschen vor Ort gegen die Politik ihrer Regierung. In der Nacht zu Samstag werden in Rio de Janeiro die XXXI. Olympischen Spiele, das größte Sportspektakel der Welt, eröffnet. Und selten war die Stimmung so gedämpft wie in diesem Jahr.

Diskutiert wird über alles - und auch gleich nach Schuldigen gesucht. Sind Athleten und Zuschauer ausreichend geschützt? Hat das Internationale Olympische Komitee um Präsident Thomas Bach richtig gehandelt mit der Entscheidung, die russischen Sportler nicht komplett auszuschließen, Whistleblowerin Julia Stepanowa aber schon? Ist das olympische Dorf wirklich bewohnbar? Und wieso darf Brasilien die Spiele ausrichten, obwohl das Land praktisch nur Probleme hat?

Wer auch immer sich diese Fragen stellt, verdrängt allerdings, worum es bei den Spielen geht: den friedlichen, sportlichen Wettstreit der weltbesten Athleten, die sich vier Jahre lang auf den einen Moment vorbereitet haben. Die Euphorie-Dämpfer werden die Wettkämpfe zwar begleiten - der Zika-Virus, der eine Reihe von Stars im Tennis und Golf zur Absage verleitete. Das Thema Doping bleibt präsent und Russland sowieso, spätestens nach der ersten Goldmedaille für einen russischen Athleten. Doch mit der Eröffnung der Spiele stehen die Sportler im Mittelpunkt - und deren außergewöhnliche Leistungen.

Auch die deutschen Athleten werden Glanzlichter setzen, nicht nur in klassischen "Olympia-Sportarten" wie Vielseitigkeitsreiten oder Kanu. Gerade der Generationswechsel in der deutschen Leichtathletik macht richtig Lust auf die Wettkämpfe. Hindernisläuferin Gesa Felicitas Krause, Dreispringer Max Heß oder Weitspringerin Sosthene Moguenara vom LAZ Saar 05, neben Fußballerin Dzsenifer Marozsan eine der großen saarländischen Medaillenhoffnungen, können zu ganz großen Sportstars werden. Der Deutsche Olympische Sportbund will 44 Medaillen in Rio gewinnen. Doch solche Forderungen sind falsch - damit wird nur zusätzlich Druck aufgebaut. Und Druck machen sich die Sportler selbst schon genug.

Egal wie viele Medaillen die Deutschen Olympioniken erreichen werden, die Olympischen Spiele sind noch immer das, was sie seit Jahrzehnten auszeichnet. Eine Veranstaltung, die Legenden hervorbringt. Hier werden Stars geboren. Wie der Saarbrücker Triathlet Jan Frodeno 2008 in Peking. Es sind diese Geschichten, die in Erinnerung bleiben. Der Kampf um Sekunden, um Millimeter, um dieses eine siegbringende Tor. Er wird ab diesem Wochenende die Menschen rund um den Erdball faszinieren. Auch wenn die Stimmung im Vorfeld so anti-olympisch war.

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