Endlich Zinswende

Endlich ist das Signal der US-Notenbank da, dass die Niedrigzinspolitik nicht unendlich so weitergehen kann. Mehrfach war dieser Schritt in den vergangenen Monaten erwartet worden, mehrfach war Fed-Chefin Janet Yellen wieder zurückgezuckt.

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Foto: Robby Lorenz

Die US-Wirtschaft sei noch nicht stark genug, höhere Zinsen zu verkraften, hieß es.

Sieben Jahre hat die Wirtschaft jenseits des Atlantiks nach der Finanzkrise von 2007 und 2008 gebraucht, um wieder in Tritt zu kommen. Dass sie jetzt ausreichend robust ist, zeigt auch die Reaktion der Börsen auf das Zins-Signal: Die Kurse steigen. Ein Zeichen für das Vertrauen in die Unternehmen.

Der Schritt ist überfällig, denn der andauernde Niedrigzins ist nicht nur für Sparer und Pensionskassen verheerend, auch die Gefahr erneuter Investitionsblasen steigt durch das billige Geld. Kredite müssen wieder so teuer werden, dass Investitionen mit Bedacht getätigt werden.

Eine Normalität mit Zinssätzen von vier bis fünf Prozent, wie wir sie aus früheren Jahren kennen, wird es aber vorerst nicht geben. Die Fed hat bereits angekündigt, die Zinsen sehr langsam steigen zu lassen - gerade mal bei 1,4 Prozent soll der Zinssatz Ende kommenden Jahres stehen. Und selbst auf dem Weg dorthin könnten geplante Anhebungen ausgesetzt werden.

Das Dilemma, in dem Yellen sich in ihrer Zinspolitik befindet, ist klar. Einerseits ist beim Zinsanstieg Vorsicht geboten, um den Wirtschaftsaufschwung nicht abzuwürgen und auch die Inflation anzukurbeln. Andererseits gebietet es die geldpolitische Vernunft, in Zeiten der Erholung die Zinsen langsam anzuheben, um im Falle einer kommenden Abschwächung wieder Spielraum für Zinssenkungen zu haben.

Welche Auswirkungen wird die amerikanische Zinswende auf Europa haben? Vor allem wird der stärkere Dollar , der durch den Zinsanstieg attraktiver für Investoren wird, Wirkung zeigen. Im Gegenzug verliert der Euro, der seit Frühjahr 2014 rund 20 Prozent zum Dollar im Wert gesunken ist, weiter an Kaufkraft. Die Auswirkungen für die Euro-Wirtschaft sind offensichtlich: In Dollar gehandelte Rohstoffe und Öl werden teurer, die Inflation im Euroraum steigt, exportorientierte Unternehmen profitieren.

Auf die Zinsen im Euro-Raum wird die Entscheidung dagegen keine Folgen haben. EZB-Chef Mario Draghi hat schon angekündigt, die Niedrigzins-Politik fortzuführen und die Märkte bis 2017 mit Geld zu fluten. Dabei geht es vor allem darum, die südeuropäischen Länder mit billigem Geld zu versorgen und ihr Wachstum anzukurbeln. Dringend notwendige Reformen in diesen Ländern bleiben bei dieser Politik allerdings aus. Ein Grund, warum Draghi sich ein Beispiel an seiner US-Kollegin Yellen nehmen sollte.

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