Elysée-Jahr der Widersprüche

Peter Stefan Herbst Chefredakteur saarbruecker-zeitung.de/woche Liebe Leserinnen, liebe Leser, Deutschland und Frankreich können stolz auf das sein, was sie in den vergangenen 50 Jahren gemeinsam erreicht haben.

Mit der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages am 22. Januar 1963 haben Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den Grundstein für die Annäherung beider Länder nach dem Krieg gelegt. Vieles, was seither erreicht wurde, ist heute so selbstverständlich, dass es kaum noch wahrgenommen wird - und bleibt dennoch besonders wertvoll.

Doch der offizielle Abschluss des Jubiläumsjahres bietet auch genügend Anlass für kritische Betrachtungen. Trotz unzähliger Würdigungen des Erreichten und der in den deutsch-französischen Beziehungen obligatorischen Umarmungen auf allen Ebenen treten die unterschiedlichen Positionen bei der Schulden-Krise und der Zukunft Europas immer stärker zutage. Jenseits der Festveranstaltungen gehören auch Unverständnis und Verärgerung über den jeweils Anderen zum politischen Alltag in Berlin und Paris. Zu gegensätzlich sind oft die Sichtweisen und Interessen. Doch dies ist nicht neu. Schon Adenauer und de Gaulle verfolgten mit der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages unterschiedliche Ziele. Der eine wollte die Bundesrepublik noch stärker an die drei Westmächte binden. Der andere einen Gegenpol zu den USA und Großbritannien bilden. Auch mit einer Harmonie der Widersprüche lassen sich Erfolge erzielen. Deutschland und Frankreich haben in einer EU mit 28 Mitgliedern heute ganz andere Rollen als damals. Dass dies auch immer wieder zu Streit und Konflikten führen kann, müsste eine in 50 Jahren gewachsene Partnerschaft aushalten.

In diesem Sinne ein schönes Wochenende

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