Ein starkes Signal

Und sie bewegen sich doch. Die Energie-Riesen, als starr und stur verschrien, machen sich endlich ernsthaft auf den Weg in eine Zukunft, die ohne Kohle- und Atomkraftwerke auskommen will. Ausgerechnet Eon, der größte deutsche Energiekonzern, marschiert nun voran.

Auf so radikale Weise hat noch kein Großunternehmen der Branche die eigene Energiewende vorangetrieben. Genau das macht die Entscheidung zur Abspaltung des konventionellen Kraftwerksgeschäfts zu einem energiepolitischen Signal. Ein Zeichen dafür, dass das Zeitalter der klassischen Stromfabriken seinem Ende entgegengeht - auch wenn viele von ihnen noch Jahrzehnte laufen werden und in vielen Ländern neue Kohle- und Atomkraftwerke gebaut werden.

In Deutschland leidet das einst so einträgliche traditionelle Geschäftsmodell immer mehr. Die Gewinne brechen ein, Konzerne müssen Milliarden abschreiben. Ein wichtiger Auslöser dieser Entwicklung ist das beschleunigte Aus für die Kernkraftwerke nach der Atomkatastrophe von Fukushima. Außerdem hat der politisch geförderte rasante Ausbau grüner Energien dazu geführt, dass die fossilen Großkraftwerke immer häufiger stillstehen. Viele werden überflüssig werden, wenn der Fortschritt der grünen Technologien weiter voranschreitet. Eon will sich daher voll und ganz auf die neue Energie-Welt konzentrieren. Sein künftiger Ableger soll das alte Geschäft fortführen, wie lange auch immer es sich noch rentabel betreiben lässt. Klar ist jedenfalls, dass Eon die große Zukunft dort nicht mehr sieht.

Der Düsseldorfer Konzern ist nicht allein mit seiner Entscheidung, auch wenn die anderen Großen der Branche in Deutschland weniger offensiv oder gar zögerlich den Wandel einleiten. So erwägt Vattenfall, seine deutschen Braunkohlekraftwerke zu verkaufen. Und der baden-württembergische Energie-Riese EnBW will bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien an seiner Stromerzeugung auf 40 Prozent steigern. RWE tut sich dagegen besonders schwer mit der Energiewende .

Der Druck aber auf RWE und die ganze Branche wächst. Der Trend zu schärferer politischer Regulierung schreitet voran - nicht nur in Deutschland. Global betrachtet ist eine Verständigung auf strengeren Klimaschutz und höhere Auflagen für die Energiebranche zwar noch in weiter Ferne. Die USA und China, die weltweit größten Emittenten von Kohlendioxid, formulieren bislang bloß ferne und laxe Ziele zur Senkung des CO{-2}-Ausstoßes. Und in der EU verfehlt der Emissionshandel seine Wirkung. Weil zu viele Luftverschmutzungsrechte am Markt sind, wird das Verfeuern von Kohle nicht teurer. Das alles muss und wird sich voraussichtlich wegen des Klimawandels über kurz oder lang ändern. Eon stellt sich jedenfalls darauf ein.

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