Ein Land unter Strom

Meinung · Die Bundesregierung will Deutschland zum weltweiten "Leitmarkt für Elektrofahrzeuge" machen. Dafür stehen 500 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld sollen unter anderem die Entwicklung besserer Batterien für den Elektroantrieb und ein Netz von Strom-Ladestationen gefördert werden

Die Bundesregierung will Deutschland zum weltweiten "Leitmarkt für Elektrofahrzeuge" machen. Dafür stehen 500 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Geld sollen unter anderem die Entwicklung besserer Batterien für den Elektroantrieb und ein Netz von Strom-Ladestationen gefördert werden. Zudem dürfen sich möglicherweise die Käufer der ersten 100 000 Elektroautos über staatliche Zuschüsse freuen. In zehn Jahren wünscht sich die Regierung eine Million Elektroautos auf den deutschen Straßen.Bedenkt man, dass ein Autohersteller für die Entwicklung eines brandneuen Pkw-Modells 750 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro investieren muss, erscheinen die Bundeszuschüsse bescheiden. Und eine Million Elektroautos bedeuten nicht mehr als 2,5 Prozent am gesamten deutschen Pkw-Bestand.Und dennoch: Weltweit arbeiten Fachleute mit Hochdruck am Elektroauto. Schon vor 100 Jahren gab es einzelne, rein elektrisch betriebene Serienautos. Sie scheiterten an einem Problem, das bis heute nicht zufriedenstellend gelöst ist: Die Batterien sind zu groß, zu schwer, zu teuer. Der Kleinwagen-Hersteller Smart erprobt seit zwei Jahren in London 100 Fahrzeuge mit Elektroantrieb. Mit vollgeladener Batterie kommt man 120 Kilometer weit. Müssen Klimaanlage und Heizung mit Strom versorgt werden, verringert sich die Reichweite deutlich. Die 60 Kilogramm schwere Batterie kostet derzeit rund 5000 Euro, halb so viel wie das ganze Auto mit Normalantrieb.Die Batterie eines Elektroautos mit Haushaltsstrom aufzuladen, dauert derzeit noch sieben bis acht Stunden. Öffentliche Stromzapfstellen sind so gut wie nicht vorhanden. Und vor allem sind Elektroautos nur dann wirklich umweltfreundlich, wenn sie Strom tanken, der nicht aus Kohle oder Gas gewonnen wird. In Infrastruktur und erneuerbare Energien müssen also auch beträchtliche Summen gesteckt werden. Trotz aller Schwierigkeiten will Mitsubishi schon im nächsten Jahr das viersitzige Elektrofahrzeug iMIEV (Reichweite: 140 Kilometer, Preis: 34 000 Euro) in den Handel bringen. Nissan hat das ähnlich teure und bereits serienreife Elektromodell Leaf angekündigt, US-Hersteller Chevrolet will Ende 2010 den Volt anbieten und Renault ein Jahr später einen elektrischen Mégane. Ein Elektroauto fährt abgasfrei und nahezu geräuschlos, die reinen Betriebskosten betragen nur ein Drittel gegenüber denen herkömmlicher Fahrzeuge. Es ist zunächst teuer, das Elektroauto alltagstauglich und bezahlbar zu machen. Doch das Geld wird gut investiert sein.

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